Dr. Michael Bauer ist neuer Heisenberg-Professor für VWLVon der US-Notenbank an die Universität Hamburg
13. Februar 2020, von Hendrik Tieke
Foto: UHH/Bauer
Dr. Michael Bauer ist seit dem 1. Februar 2020 Heisenberg-Professor für Finanzmarktökonomie am Fachbereich Volkswirtschaftslehre der Universität Hamburg. Zuvor hat er an mehreren amerikanischen Universitäten gelehrt – und zuletzt zehn Jahre lang für die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) gearbeitet.
Spitzenforscherinnen und -forschern den Weg in eine unbefristete Professur ebnen: Das ist ein Ziel des Heisenberg-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dabei finanziert die DFG für jeweils fünf Jahre die sogenannten Heisenberg-Professuren, die nach dieser Zeit in den Etat der Universität übergehen.
Seit Februar gibt es eine neue Heisenberg-Professur am Fachbereich Volkswirtschaftslehre der Universität Hamburg. Ihr Schwerpunkt ist die Finanzmarktökonomie. Diese Fachrichtung befasst sich mit der Analyse der Finanzmärkte – also zum Beispiel der Märkte für Aktien und Anleihen – und deren Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft.
Forschung und Politikberatung für die US-Notenbank
Inhaber der neuen Professur ist Dr. Michael Bauer. Er arbeitete zuvor zehn Jahre als Ökonom bei der US-amerikanischen „Federal Reserve“ (Fed), einer der einflussreichsten Notenbanken der Welt. „Die Fed bestimmt den Leitzins der Vereinigten Staaten“, erklärt Bauer. „Außerdem leiht Sie amerikanischen Banken Geld, legt die Menge der Dollarnoten im Umlauf fest und beaufsichtigt die Kreditinstitute des Landes. Dabei muss sie für ein krisensicheres Finanzsystem und stabile Preise sorgen und den Arbeitsmarkt im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.“
Für die Fed arbeitete Bauer in der Niederlassung von San Francisco. „Meine Aufgabe als Zentralbank-Ökonom war in erster Linie die Untersuchung der Finanzmärkte“, sagt der Volkswirt. „Die Fed ist nämlich wie die meisten anderen Notenbanken auch ein Ort intensiver Forschung.“
Ein Norddeutscher mit Erfahrung im Schweizer Bankenwesen
So untersuchte Bauer zum Beispiel die Auswirkungen von Inflation auf die Finanzmärkte oder erforschte, wie anhand von Zinsraten Anzeichen für eine wirtschaftliche Rezession zu erkennen sind. Außerdem war er in der geldpolitischen Beratung tätig – das wichtigste Aufgabenfeld eines Zentralbank-Ökonoms – und informierte Geldpolitikerinnen und Geldpolitiker über aktuelle Entwicklungen der Finanzmärkte. Darüber hinaus gab er als Dozent seine Erkenntnisse an Studierende verschiedener amerikanischer Universitäten weiter.
Bauer ist im Großraum Hamburg aufgewachsen. Er studierte Volkswirtschaftslehre im schweizerischen St. Gallen, wo er nach seinem Abschluss für eine kurze Zeit für eine Privatbank arbeitete. „Dort war meine Aufgabe, mit statistischen Methoden neue Anlagestrategien für Aktien zu entwickeln“, erklärt er. Als Bauer einen Promotionsplatz an der University of California, San Diego bekam, verließ er die Schweiz.
Promotion an einer Fakultät mit zwei Nobelpreisträgern
„San Diego ist das Mekka der Ökonometrie, also des VWL-Zweiges, der mit statistischen Methoden Wirtschaftstheorien prüft“, so Bauer. „Kurz bevor ich dorthin ging, hatten Mitarbeitende dieser Fakultät zwei Nobelpreise für Wirtschaft bekommen“. In seiner Promotion wurde er von dem Ökonometriker und Makroöokonom Prof. James Hamilton betreut und untersuchte, wie sich Nachrichten aus Politik und Wirtschaft auf die Entwicklung der Zinsen auswirken.
All diese Erfahrungen bringt Michael Bauer nun in die Forschung und Lehre der Universität Hamburg ein. Dabei will er sich vor allem den Wechselwirkungen zwischen Finanzmärkten, der Geldpolitik, und der Volkswirtschaft widmen. In seiner Forschung will er Fragen nachgehen wie:
- Wie beeinflussen Geldpolitik und wirtschaftliche Entwicklungen die Preise auf den Finanzmärkten?
- Welche Rolle spielen langfristige makroökonomische Trends für das Finanzwesen und die Geldpolitik wie etwa fallende Inflation oder Produktivitätszuwachse?
- Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Klimawandel und den Entwicklungen auf den Finanzmärkten?
- Welchen Einfluss haben Globalisierung und internationale Vernetzung auf die Finanzmärkte und die Geldpolitik?
Finanz- und Geldpolitik: Wie ist eine nachhaltige Gestaltung möglich?
Für die Zukunft strebt Bauer gemeinsame Projekte mit Expertinnen und Experten der Universität Hamburg an. Außerdem möchte er Forschende anderer Einrichtungen für eine Zusammenarbeit gewinnen: etwa von deutschen Universitäten, der Europäischen Zentralbank, der Bundesbank oder der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute.
Das Thema Nachhaltigkeit in der Finanz- und Geldpolitik ist Bauer dabei besonders wichtig, also die Frage: Wie lassen sich Finanzmärkte und Geldpolitik so gestalten, dass sie zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen – vor allem, wenn es um ihren Einfluss auf die Umwelt, die Finanzstabilität oder die Altersvorsorge geht? Deshalb plant Bauer mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Forschungszweige den Aufbau einer neuen Profilinitiative zu diesem Thema.