Künstlerische Perspektiven auf die WissenschaftDFG-Kolleg-Forschungsgruppe lädt Autorin ein
17. Dezember 2019, von Christina Krätzig
Foto: Matthias Holtmann
Die DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ untersucht Ideen und Darstellungen von Kraft in verschiedenen Epochen. Dabei unterstützen regelmäßig Künstlerinnen und Künstler die Forschenden aus den Natur- und Kulturwissenschaften. Im Wintersemester 2019 ist die Schriftstellerin Sabine Scho an der Universität Hamburg zu Gast.
Kräfte sind allgegenwärtig. Kunst, Wissenschaft und auch die Gesellschaft nehmen seit der Antike Bezug auf sie. Man spricht von der Lebens- und Zeugungskraft, von Reibungs- und Fliehkräften, von der Kaufkraft oder der Kraft der Bilder und Sprache.
„Sowohl in den Naturwissenschaften als auch in den Künsten spielt der Begriff der Kraft eine zentrale Rolle. Er soll vieles erklären, wird aber selbst kaum je erklärt“, sagt Prof. Dr. Cornelia Zumbusch, Literaturwissenschaftlerin und Co-Sprecherin der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe. „Wir wollen untersuchen, wie der Begriff in verschiedenen Epochen und Zusammenhängen benutzt wird und welche Konzepte oder Ideen mit ihm verbunden wurden.“
Welche Rolle spielt der Kraftbegriff heute?
Die Forschenden untersuchen Kraftkonzepte von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, in Projekten aus der Kunstgeschichte, Kultur- und Literaturwissenschaft, Biologie und Wissenschaftsgeschichte. „Uns interessiert aber auch, welche Rolle der Kraftbegriff heute spielt“, sagt Prof. Zumbusch. In jedem Semester lädt die Forschungsgruppe, die über vier Jahre mit insgesamt 3,9 Millionen Euro gefördert wird, deswegen eine Künstlerin und einen Künstler als Artist in Residence ein.
Im Wintersemester 2019 ist es die Schriftstellerin Sabine Scho, die sich in ihrem Werk insbesondere mit dem Verhältnis von Mensch und Natur auseinandersetzt. „In der Beziehung zwischen Menschen und Tieren geht es auch um ein Kräfteverhältnis, nicht zuletzt um die Frage, wer wen auf diesem Planeten verdrängt“, erklärt die Autorin, die einen Gedichtband über Zootiere veröffentlicht und ein Jahr lang am Naturkundemuseum Berlin gearbeitet hat. Kunst könne der Wissenschaft neue Perspektiven eröffnen und eine Reflexion wissenschaftlicher Konzepte und Methoden anstoßen, erklärt Scho.
Wer sich Kräften nähern will, muss Modelle benutzen
„Es liegt im Wesen aller Kräfte, dass sie unsichtbar sind und nur ihre Wirkungen beobachtet und beschrieben werden können. Wer sich den Kräften selbst nähern will, muss Modelle, Vorstellungen oder Narrationen zu Hilfe nehmen“, erklärt Prof. Zumbusch. Die Künste können dabei ein Bereich sein, der sich in besonderer Weise für die sinnliche Erfahrung von Kraftwirkungen eignet.
Mehr zur DFG-Kolleg-Forschungsgruppe
Informationen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu Kolleg-Forschungsgruppen
Veranstaltungen mit Sabine Scho
Lesung: The Origin of Values.
Am Mittwoch, 18. Dezember 2019 um 19 Uhr.
Im Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg.
Workshop: Kreatur und Kulisse. Kräfteverhältnisse von Mensch und Tier in der Literatur.
Am Donnerstag, 19. Dezember 2019 Ab 10 Uh:
Am Gorch-Fock-Wall 3, 20354 Hamburg.
Anmeldung zum Workshop bitte unter imaginarien.der.kraft@uni-hamburg.de.