Ausstellung „Watt erleben – Wattboden verstehen“Eine ganze Welt zwischen Sandkörnern
11. Dezember 2019, von Mareen Gerisch
Foto: Pixabay CC0
Filter, Speicher, Lebensraum: Der Boden ist entscheidend für das Leben, das Klima und die Vielfalt der Arten. Die Sonderausstellung „Watt erleben – Wattboden verstehen“ ist vom 12. Dezember 2019 bis zum 31. Mai 2020 im Zoologischen Museum des Centrums für Naturkunde zu erleben. Lars Kutzbach, Professor für Böden im Klimasystem an der Universität Hamburg, hat als wissenschaftlicher Berater an ihr mitgewirkt und erklärt Landschaften, Farben und Formen.
Herr Kutzbach, das Wattenmeer der Nordsee ist sogar zum Weltnaturerbe ernannt worden. Was macht es so besonders?
Die Naturlandschaft des Wattenmeeres an der südlichen Nordseeküste ist weltweit einzigartig. Sie wurde wegen ihrer außergewöhnlichen geologischen Entwicklung und ihrer Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und bedrohter Arten zum Weltnaturerbe ernannt. Mit dem Status des Weltnaturerbes erkennt die UNESCO auch an, dass das Wattenmeer in seiner Gesamtheit noch in hohem Maße intakt ist.
Was und wo ist eigentlich Watt?
Zunächst einmal müssen wir unterscheiden: Mit dem Wort „Watt“ bezeichnet man sowohl einen Lebensraumtyp als auch einen Bodentyp. Der Lebensraum Watt befindet sich auf den Flächen in der Gezeitenzone, die bei Niedrigwasser trocken fallen. Der Wattboden bildet sich in diesem Übergangsbereich zwischen Land und Wasser, unter dem dauernden Wechsel von Überschwemmung und Trockenlegung durch Flut und Ebbe. Abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit lagern sich unterschiedlich große Partikel ab. Das sind einerseits mineralische Partikel, beispielsweise Ton oder Sand, und andererseits Partikel aus organischem Material, also Reste von Tieren und Pflanzen. Die meist recht weichen Sedimente werden durch Besiedlung mit Organismen wie Algen oder Bakterien fester. Es bildet sich eine dünne, aber zusammenhängende Haut, ein sogenannter Biofilm, der einer Fortspülung der Sedimente entgegenwirkt.
Wie entstehen die unterschiedlichen Farben des Wattbodens?
Durch die Grabgänge der im Watt lebenden Tiere gelangt Sauerstoff in den Boden. Dieser reagiert mit Eisenverbindungen und bildet rostfarbene Eisenoxide. Dort, wo keine Grabgänge sind, ist der Boden jedoch dauerhaft mit Wasser gesättigt, und Sauerstoff kann nur wenige Millimeter oder Zentimeter tief eindringen. Das Fehlen von Sauerstoff führt zu der Bildung von Eisensulfid, das die unteren Bereiche der Wattböden grau oder schwarz färbt.
Die starken Farbkontraste zwischen der oliv-braunen Wattoberfläche, den rostroten Eisenoxiden entlang der Grabgänge sowie den grauen und schwarzen Bodenbereichen sind auffällig und charakteristisch für Wattböden.
Welche Funktionen erfüllen Wattböden?
Böden erfüllen allgemein viele Funktionen: Sie können Wasser aufnehmen und speichern. Sie versorgen Pflanzen mit Wasser, Nährstoffen und Verankerungsmöglichkeiten und bieten Tieren einen Lebensraum. Wichtig ist auch ihre Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie als bedeutender Kohlenstoffspeicher, der wichtig zur Regulierung des globalen Klimas ist.
Diese Aufgaben erfüllen auch Wattböden. Sie sind mit ihrem oft hohen Besatz an bodenbewohnenden Organismen zum Beispiel eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel und Jungfische. Für die landwirtschaftliche Produktion sind sie ungeeignet, haben jedoch einen hohen Wert für die Fischerei und den Tourismus. Zudem können sie Schadstoffe speichern. Die relativ stabile Speicherung in den Wattböden schützt die benachbarten Ökosysteme.
Das Interview in voller Länge finden Sie hier
Ausstellung im CeNak
Wann: Vom 12.12.2020 bis 31.5. 2020. Dienstag bis Sonntag 10 - 17 Uhr, Montag und an Feiertagen (23.12. bis einschließlich 26.12 sowie 30.12. bis einschließlich 01.01.2020) geschlossen.
Wo: Zoologisches Museum, Centrum für Naturkunde, Bundesstraße 52; 20146 Hamburg
Was: Wattlandschaften innerhalb Hamburgs und an der Nordsee
Wer: Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE), das Centrum für Naturkunde (CeNak) und das Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg haben die Ausstellung gemeinsam konzipiert
Eintritt frei