Bewerbungsmappen-Workshop für Studierende und Alumni„Wie geradlinig ein Lebenslauf ist, erkennt man erst im Rückblick“
5. Dezember 2019, von Hendrik Tieke
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Zielstrebig vom ersten Semester bis zum ersten Job: Viele Studierende fürchten, sie hätten nur mit einem geradlinigen Lebenslauf Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doch gerade „Mosaik-Lebensläufe“ mit unterschiedlichen Stationen sind zunehmend gefragt, erklärt Frauke Narjes, Leiterin des Career Centers der Universität Hamburg.
Sollten Studierende schon vom ersten Semester an ihre Karriere planen?
Das hängt davon ab, was man unter planen versteht. Meint man damit, schon zu Beginn des Studiums einen geradlinigen Masterplan entwickeln zu müssen, halte ich das nicht für sinnvoll.
Warum sehen Sie das so?
Weil nur noch wenige Berufsbilder standardisierte und damit genau planbare Lebensläufe verlangen. Wer etwa auf Lehramt studiert, kann tatsächlich vom ersten Tag des Studiums an absehen, welche Schulpraktika verlangt werden. Außerdem legt man sich mit dem Lehramtsstudium schon früh auf einen Beruf fest. Die Mehrheit der Studiengänge bereiten aber gar nicht auf einen bestimmten Beruf vor. Deshalb müssen die meisten Studierenden den Arbeitsmarkt erst einmal kennenlernen: zum Beispiel über Praktika, freie Mitarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Nebenjobs.
Sollten solche Stationen nicht dennoch in eine eindeutige berufliche Richtung weisen?
Nicht unbedingt. Wer mit dem Studium beginnt, kennt vielleicht einige Berufsfelder aus der Theorie. Welche davon aber zu ihm oder ihr passen, lässt sich nur in der Praxis feststellen. Praktika und andere Stationen muss man deshalb immer auch als Ausprobieren verstehen, als Selbstfindung. Welche Tätigkeit macht mir auch dann noch Spaß, wenn ich ihr 40 oder mehr Stunden lang in der Woche nachgehe? Arbeite ich gerne in großen Teams oder lieber alleine? Bin ich eher der chaotisch-kreative oder der fleißig-strukturierte Typ? Das herauszufinden braucht Zeit – und führt immer wieder zu „Mosaik-Lebensläufen“ mit ganz unterschiedlichen Stationen.
Kann man überhaupt klar zwischen geradlinigen und Mosaik-Lebensläufen unterscheiden?
Wie geradlinig ein Lebenslauf auf ein bestimmtes Berufsfeld hinführt, erkennt man tatsächlich erst im Rückblick. Früher wurden bei den meisten Berufen noch klar definierte Fachkompetenzen gefordert. Heutzutage treten die sogenannten Soft Skills gleichberechtigt daneben. Wie schnell kann ich mich in neue Themenfelder einarbeiten? Wie gut kann ich mit verschiedenen Menschentypen kommunizieren, in unterschiedlichen Teams zusammenarbeiten oder mich in verschiedene berufliche Systeme denken?
Warum werden Soft Skills immer wichtiger?
Weil sich die Anforderungen an Berufe heutzutage schnell ändern können. Wir leben ja in einer globalisierten und vernetzten Welt, die sich ebenso schnell wandelt. Darin haben Menschen mit Mosaiklebensläufen gewisse Vorteile gegenüber Personen mit sehr geradlinigen Lebensläufen. Schließlich sind ihre beruflichen Erfahrungen meist vielfältiger, und auch ihr berufliches Netzwerk ist breiter aufgestellt. Ihr Repertoire an Soft Skills ist daher meist größer.
Sie veranstalten am 10. Dezember 2019 einen Workshop für Studierende und junge Alumni, die keinen geradlinigen Lebenslauf haben. Was lernen die Teilnehmenden dort?
Arbeitgebende wollen immer einen gewissen roten Faden im Lebenslauf erkennen: Sie wollen sehen, ob sich die verschiedenen Erfahrungen der Bewerberinnen und Bewerber zu einem Qualifikationsprofil zusammenfügen, das zur ausgeschriebenen Stelle passt. Bei Mosaik-Lebensläufen ist das nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich und muss in Bewerbungsschreiben besonders herausgestellt werden. Im Workshop zeigen wir unter anderem, wie das geht.
Workshop „Bewerbungsmappe für nicht-geradlinige Lebensläufe“
In diesem Workshop lernen die Teilnehmenden, wie sie konstruktiv mit unterschiedlichen beruflichen Stationen oder mit Lücken und Umwegen in ihrem Lebenslauf umgehen, wenn sie sich bewerben.
Er richtet sich an Studierende und Absolventinnen und Absolventen der Universität Hamburg (bis zu zwei Jahre nach Abschluss).
Der Workshop findet statt am 10.12. von 9-17 Uhr im Career Center, Monetastraße 4, statt.
Das Career Center der Universität Hamburg
Das Career Center ist die erste Anlaufstelle für Studierende und Absolventinnen und Absolventen der Universität Hamburg, wenn es um Berufsorientierung, Jobsuche und Bewerbung geht. Die Einrichtung bietet regelmäßig Workshops sowie persönliche Beratungsgespräche an. Zudem vermittelt das Career Center auch Kontakte zu Arbeitgebenden, etwa beim „Career Day“.