Matheförderprogramm PriMa wird 20„Wenn Kinder zu den allerbesten gehören, brauchen sie eine besondere Förderung“
22. August 2019, von Anna Priebe
Foto: Mareike Suhn/www.lichtbildstudio.com
Seit 20 Jahren fördert das Programm PriMa mathematisch besonders begabte Kinder im Grundschulalter. Das wird bei einem Festakt am Sonntag, 25. August, mit Workshops, Vorträgen und Schulsenator Ties Rabe gefeiert. Prof. Dr. Marianne Nolte ist wissenschaftliche Leiterin von PriMa und hat das Programm mit ins Leben gerufen.
Das Programm PriMa wird 20. Wie viele mathematisch hochbegabte Kinder wurden in dieser Zeit gefördert?
In den 20 Jahren waren das rund 1000 Kinder. Wir nehmen jedes Jahr etwa 50 Kinder aus der dritten Klasse auf, die Freude daran haben, mathematische Probleme zu bearbeiten. Das ist die Anzahl, die wir betreuen können. Um sie auszuwählen, haben wir eine mehrteilige Talentsuche entwickelt.
Wie kann man in der Grundschule mathematische Begabung erkennen?
Grundsätzlich muss man sagen: In dem Alter kann man vor allem ein Potenzial erkennen.
Zuerst melden sich die Kinder bei uns an. Das Projekt ist eine Kooperation mit der Schulbehörde und die verschickt einen Brief an alle Hamburger Grundschulen, in dem über unser Angebot informiert wird. So erreicht es die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch den Elternrat.
Unsere Talentsuche hat drei Säulen. Die erste ist eine Art Probeunterricht. Der findet an einem Wochenende statt, sodass die Kinder für sich entscheiden können, ob unser Angebot etwas für sie ist. Insgesamt haben bisher ca. 8500 Kinder daran teilgenommen. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie die Kinder aufgeregt, aber hochmotiviert an die Universität kommen. Im nächsten Schritt machen wir einen Mathe- und einen Intelligenztest. Wir entscheiden dann auf Basis der verschiedenen Runden, wen wir an der Universität aufnehmen.
Die dritte Säule sind die Mathe-Zirkel, die es an rund 70 Hamburger Grundschulen gibt. Alle Kinder, die bei uns an der Talentsuche bis zum Schluss mitmachen, bekommen hier weitere Matheförderung. So haben Kinder, die Interesse an Mathe haben, ein Angebot – auch, wenn sie an der Universität nicht teilnehmen können. Das ist meines Wissens nach bundesweit einmalig.
Wie sieht das Förderangebot aus?
Die Kinder kommen alle zwei Wochen Freitagnachmittag zu uns an die Uni und bekommen hier anspruchsvolle Matheaufgaben gestellt. Wir nennen unsere Aufgaben „progressive Forscheraufgaben“. Die Aufgaben verlangen nicht mehr Vorkenntnisse als üblicherweise in der Altersstufe vorhanden sind, aber sie sind sehr viel komplexer. Dadurch sind sie herausfordernder für die Kinder.
Unterrichtet werden die Kinder von Tutorinnen und Tutoren. Das sind Mathematikerinnen und Mathematiker, aber auch Lehrkräfte und extra geschulte Studierende. Diejenigen, die den Unterricht machen, müssen mathematisch gut genug sein, um die Fragestellungen gegebenenfalls auch spontan so zu verändern, dass es für jedes Kind ausreichend anspruchsvoll ist.
Was ist das Ziel des Projektes?
Wir wollen, dass die Kinder ein langfristiges Interesse an Mathematik entwickeln und motiviert sind. Man kann das mit Musik und Sport vergleichen: In der Schule gibt es ganz tolle Angebote für die Kinder, aber wenn sie zu den allerbesten gehören, brauchen sie eine besondere Förderung mit einer größeren Herausforderung. Und die bieten wir den Kindern.
Seit ein paar Jahren bieten wir auch eine Förderung in der fünften, sechsten und sogar siebten Klasse an – allerdings mit weniger Stunden. Wir bekommen vor allem von den Kindern die Rückmeldung, dass sie nach der vierten Klasse noch nicht mit PriMa aufhören möchten. Die Behörde prüft, ob wir das Angebot sogar noch weiter ausbauen können.
Und was erwartet die Besucherinnen und Besucher beim Festakt?
Die Veranstaltung ist grundsätzlich für jeden offen. Wer Spaß an Mathe hat, ist herzlich willkommen. Wir haben ein Programm mit Workshops und Vorträgen zusammengestellt, das für Kinder, Eltern und Geschwister hoffentlich einen interessanten Einblick in unsere Arbeit mit den Kindern bietet.
Kinder der Primarstufe auf verschiedenen Wegen zur Mathematik (PriMa)
Das Projekt PriMa startete 1999 und ist eine Kooperation der Behörde für Schule und Berufsbildung und der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg sowie der William-Stern-Gesellschaft Hamburg. Bis zu 50 Kinder pro Jahr besuchen das Angebot. Am 25. August findet von 11 bis 17.30 Uhr ein Fest im Von-Melle-Park 8 statt. Hier gibt es Vorträge und kindgerechte Workshops. Neben Schulsenator Ties Rabe werden auch Prof. Dr. Jetta Frost, Vizepräsidentin der Universität, sowie Prof. Dr. Eva Arnold, Dekanin der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Grußworte sprechen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von PriMa.