Deutsch-Französische Hochschule (DFH) tagt an der Uni Hamburg„Die Freundschaft mit Frankreich wird enger“
12. Juni 2019, von Viola Griehl
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Foto: UHH/Sukhina
Die Universität Hamburg ist seit 2015 Mitglied der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH). Ziel der DFH: Stärkung der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Anlässlich der Jahrestagung der DFH an der Universität Hamburg Fragen an die Leiterin der Abteilung Internationales, Courtney Peltzer-Hönicke, zur Bedeutung der Hochschulpartnerschaft mit Frankreich.
Frau Peltzer-Hönicke, welche Rolle spielt Frankreich für die Universität Hamburg?
Wie bei einer langen Freundschaft gibt es lebendige und ruhige Phasen. Hinter uns liegt grad eine ruhige Phase, wo es natürlich trotzdem viele Forschungsprojekte mit französischen Partnern gab und auch regen Studierendenaustausch im Rahmen des EU-Programms Erasmus. Unser strategischer Fokus lag aber auf anderen Regionen. Das ändert sich seit einiger Zeit: Europa und insbesondere Frankreich rückt in den Blick. Die Freundschaft mit Frankreich wird enger. Und die politischen Bedingungen sind jetzt – Stichwort Aachener Vertrag – äußerst günstig.
Was hat es mit dem Aachener Vertrag auf sich?
Der Vertrag „über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration“ vom Januar 2019 ist praktisch die Erneuerung des Elysée-Vertrags von 1963, der als Meilenstein in den deutsch-französischen Beziehungen gilt. Zusammenarbeit im Bereich Bildung ist explizit erwünscht und vorgesehen. Für uns ist interessant, wie dynamisch sich aktuell das französische Hochschulsystem entwickelt, unter anderem durch das französische Pendant der Exzellenzstrategie, der „Initiative d‘excellence (IDEX)“. Dadurch ergeben sich auch neue attraktive Möglichkeiten der Forschungskooperation.
Wie viele Kooperationen gibt es und welches sind die wichtigsten?
Es gibt Kooperationen mit mehr als 50 französischen Hochschulen auf unterschiedlichen Ebenen – Erasmus-Vereinbarungen, Fakultätspartnerschaften oder auf Universitätsebene. Dazu unzählige individuelle Kontakte der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Zu den wichtigsten Kooperationen gehört z. B. die mit der Université de Strasbourg. Sie ist seit 2016 „IDEX confirmé“, d.h., dauerhaft Exzellenzuniversität in Frankreich und die Universität Hamburg baut mit ihr grad eine strategische Partnerschaft auf. Wichtig ist auch die Partnerschaft mit der Université Bordeaux Montaigne, mit der die Universität den gemeinsamen Bachelorstudiengang in Geschichte, HAMBORD, anbietet. In der Romanistik sind die Beziehungen zu der Université de Lille und der Université de Nantes besonders eng. Für Studierende sind in Frankreich die Université de Strasbourg, die Université de Bordeaux, die Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne sowie Aix Marseille Université die beliebtesten Austauschpartner.
Wovon profitieren Studierende und Forschende beider Länder am meisten?
Sicher ist auch die geografische Nähe von Vorteil und gerade für manche Studierende sehr attraktiv. Aber abgesehen von diesem eher logistischen Faktor profitieren die Studierenden und Forschenden von den EU-Förderprogrammen: Horizon 2020 und Erasmus ermöglichen viele Projekte und fördern sehr stark die Mobilität, was nicht zu unterschätzen ist. Im Rahmen von Horizon 2020 gibt es aktuell mehr als 30 Projekte mit französischen Partnern. Und über die Deutsch-Französische Hochschule haben Lehrende eine Plattform, auf der sie gemeinsame Studienprogramme entwickeln können.
Die DFH tagt ja derzeit bei uns, um welche Themen geht es da?
Die DFH-Tagung findet zum ersten Mal an der Universität Hamburg statt; etwa 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden vom 12. Bis 14. Juni erwartet. Auch die DFH feiert dieses Jahr ein Jubiläum: sie wird 20. Inhaltlich geht es bei der Veranstaltung um die Rolle Europas im globalen Kontext oder die Herausforderungen der deutsch-französischen Hochschulausbildung – Themen, die die künftige Zusammenarbeit stark beeinflussen. Aber es wird auch Berichte über die Arbeit des vergangenen Jahres geben und neue Präsidiumsmitglieder werden gewählt.
Welche Pläne gibt es für die weitere Zusammenarbeit mit Frankreich?
Wie gesagt, zurzeit bauen wir eine strategische Partnerschaft mit der Université de Strasbourg auf. Beide Universitäten haben dazu Ende 2018 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet und im Juli findet in Straßburg ein erster Matchmaking-Workshop statt. Dabei sind Forschende aus den Fachgebieten Quantum Science and Technology, Strukturbiologie, Linguistik sowie Sprachliche Bildung im Kontext der Diversität. Die Universitäten ergänzen sich in ihren Ausrichtungen sehr gut. Außerdem ist mit der Université Lille ein gemeinsamer Studiengang in Planung. Und last, but not least: Frankreich übernimmt im Jubiläumsjahr der Universität die Schirmherrschaft für den Universitätsball am 23. November. Wie man sieht: Die Freundschaft blüht auf!
Weitere Informationen
Einige Zahlen zur deutsch-französischen Zusammenarbeit
Insgesamt 525 Studierende sind in der Romanistik in den verschiedenen Programmen eingeschrieben (u.a. BA Französisch, MA Literaturen, MA Romanistische Linguistik, Lehramt mit Französisch als Unterrichtsfach). 2018 sind 69 Studierende der Universität Hamburg im Rahmen des Erasmus-Programms nach Frankreich gegangen. Aktuell sind 170 Studierende mit französischer Staatsangehörigkeit an der Universität Hamburg immatrikuliert. Eine Professorin und ein Professor[VG1] sowie 18 Beschäftige im wissenschaftlichen und sechs im technischen, Verwaltungs- und Bibliotheksbereich mit französischer Staatsangehörigkeit arbeiten an der UHH.
Zur DFH
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) bzw. Université franco-allemande (UFA) wurde 1997 ins Leben gerufen. Sie hat ihren Sitz in Saarbrücken und ist ein Verbund von derzeit 194 Universitäten, Fachhochschulen und Grandes Écoles in mehr als 100 deutschen und französischen Städten. Derzeit nehmen rund 6 500 Studierende und 300 Doktorandinnen bzw. Doktoranden an den von der DFH geförderten Kooperationen teil.
Mehr unter: https://www.dfh-ufa.org/