Studierende unterstützen Geflüchtete
5. Juni 2019, von Felix Willeke

Foto: UHH/Ohme
In der Refugee Law Clinic (RLC) der Universität Hamburg werden Studierende zu ehrenamtlichen Beraterinnen und Beraten für Asylrechtsfragen ausgebildet und beraten Geflüchtete. Welche Voraussetzungen Studierende mitbringen müssen und warum die Beratung sowohl für die Geflüchteten als auch für die Beratenden hilfreich ist, erklärt Hanah Abucar, Koordinatorin der RLC.
2015 beantragten über 400.000 Menschen Asyl in Deutschland – mehr als doppelt so viele wie noch 2014. Viele Geflüchtete sehen sich bei der Ankunft in Deutschland mit der Verwaltung und insbesondere mit Fragen des Asylrechts konfrontiert. Für viele ein unüberwindbares Dickicht aus Gesetzen und Bestimmungen. Zwei Studentinnen der Universität Hamburg wollten helfen, wurden aktiv – und initiierten die Refugee Law Clinic Hamburg (RLC). „Viele beginnen ihr Jurastudium aus einem gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein“, so Hanah Abucar, Koordinatorin der RLC. „Und der Grundgedanke der Studierenden damals war: ‚Wir als Jurastudierende müssen etwas von unserer Expertise weitergeben.‘ Und das tun wir bis heute.“
Wenn Geflüchtete sich von der RLC beraten lassen wollen, können sie in eine der offenen Sprechstunden der vier Anlaufstellen in Hamburg kommen. Die Hilfe geht dabei bewusst nicht über Fragen des Asylrechts bzw. zur Asylantragsstellung hinaus. „Für Beratungen etwa zum Sozialrecht sind wir nicht zuständig. Zum einen werden die Studierenden dafür nicht ausgebildet, und zum anderen würde bei einem größeren Angebot unsererseits die Beratungsqualität leiden“, sagt Abucar. Die Geflüchteten werden immer von zwei Studierenden beraten, die von ehrenamtlichen Dolmetscherinnen und Dolmetschern unterstützt werden.
Die Ausbildung steht vor der Beratung
Bevor die Studierenden allerdings zu Beraterinnen und Beratern werden, durchlaufen sie eine umfangreiche Ausbildung. „Grundvoraussetzung dafür sind Kenntnisse im Verwaltungs- und Europarecht, denn darauf baut das Asylrecht auf“, erklärt Abucar, die als eine von drei hauptamtlichen Personen die RLC administrativ betreut. Somit können Jurastudierende nicht vor dem dritten Semester beginnen, in dem diese Grundlagen Thema sind. Einfach anmelden und loslegen können Studierende bei der RLC aber auch dann noch nicht. „Sie müssen sich auf einen der Plätze für das Startseminar bewerben – mit Motivationsschreiben und Lebenslauf. Dort schauen wir z.B. auf Vorerfahrungen in der Beratung“, erklärt Abucar. Die RLC bekomme häufig deutlich mehr Bewerbungen, als Plätze zur Verfügung stehen, auch deswegen sei dieses Verfahren notwendig, so die Juristin weiter.
Im ersten RLC-Semester werden dann Grundkenntnisse im Flüchtlingsrecht vermittelt, dazu gibt es Workshops zu Themen wie Traumata, Gender- oder Diversityfragen. Dann folgt ein Pflichtpraktikum, welches die Studierenden zumeist bei Anwältinnen und Anwälten absolvieren, die sich im Schwerpunkt mit Asylrecht beschäftigen. Zudem müssen sie mindestens sechs Hospitationen bei RLC-Beratungen absolvieren, um selbst Geflüchtete beraten zu können. Im zweiten RLC-Semester absolvieren die Studierenden eine Übung, die ihre Praxiserfahrungen begleitet. Mit bis zu zehn Stunden in der Woche engagieren sich die Studierenden dann in der RLC. 40 angehende Juristinnen und Juristen und fünf Dolmetschende, viele von ihnen selbst Geflüchtete, sind momentan in der Beratung aktiv.
Wirken über die Universität hinaus
Wenn Studierende nach Abschluss des Studiums ins Berufsleben starten, steigen sie zumeist auch aus der RLC aus. Damit ist ihr Engagement aber nicht automatisch beendet. Ein Projekt, das aus der RLC erwachsen ist, ist die Initiative „Know Your Rights“, die juristische Fortbildungskurse für Geflüchtete anbietet. Dazu gehören neben dem Asylrecht unter anderem Fragen zum Miet- oder Arbeitsrecht, aber auch zum Strafrecht, Familienrecht und Verfassungsrecht; am 12. April 2019 feierte die Initiative zum dritten Mal einen Kurs-Abschluss. Doch nicht nur in Hamburg wirken die Studierenden der RLC. Seit 2018 gibt es einen regelmäßigen Austausch mit der „Immigrants’ Rights Clinic“ der Columbia University in New York. „Die Studierenden sammeln bei uns praktische Erfahrungen und wirken zusätzlich über die Universität hinaus in die Gesellschaft“, sagt Hanah Abucar. Genau dieses Wirken ist es, von dem die angehenden Juristen noch lange profitieren können.
Weitere Informationen
Von Seiten der Universität Hamburg wird die RLC vor allem von der Fakultät unterstützt, mit Stellen und Lehraufträgen, aber auch vom Zentrum für Weiterbildung und #UHHhilft. Außeruniversitär unterstützt insbesondere die CMS Stiftung die Arbeit der RLC. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Spende. Hierzu sowie zur Ausbildung und Beratung finden Sie alle Informationen auf der Homepage. Die RLC ist zudem Mitglied im im #UHHengagiert Netzwerk.