Kreativlabor "base.camp"Vom Bauernhof in den Supermarkt und aufs SmartphoneInformatikstudierende entwickeln eigene Anwendungen
19. März 2019, von Maria Latos
Foto: UHH/MIN/Willert
Ein wichtiger Aspekt der Informatik ist die Anwendung. Um diese zu fördern, gibt es am Informatikum der Universität Hamburg ein Kreativlabor, das sogenannte „base.camp“. Hier können Studierende ihre eigenen Ideen für Programme oder Software umsetzen und werden vom Fachbereich Informatik unterstützt. Nach der Einrichtung im Oktober 2018 sind nun die ersten Projekte gestartet.
Zum kreativen Programmieren fahren die Studierenden der Universität Hamburg nach Stellingen. Denn dort befindet sich das Kreativlabor der Informatik, base.camp genannt, in dem sie Ideen und Projekte, die mit den Themen Big Data, Künstliche Intelligenz und Sicherheit zu tun haben, umsetzen können. „Es muss dabei nicht von Anfang an ein klarer Nutzen hinter dem Projekt stehen. Es geht um das ‚Learning-by-Doing‘, um die Entwicklung – und natürlich auch darum, aus dem Scheitern zu Lernen und es beim nächsten Anlauf besser zu machen“, sagt Mathias Fischer, Professor am Fachbereich Informatik, wissenschaftlicher Leiter des base.camp und Vorsitzender des base.camp-Leitungsgremiums.
Das Leitungsgremium – dem neben Prof. Mathias Fischer, Prof. Eva Bittner, Prof. Chris Biemann und Prof. Judith Simon auch zwei Studierende angehören – begutachtet zunächst die Projektideen und prüft, ob sich die Projekte innerhalb weniger Monate realisieren lassen. Dann können die Studierenden loslegen. Unterstützung erhalten sie von Eugen Ruppert und Björn Schmidt, den operativen Leitern des Kreativlabors. Zweimal in der Woche bieten die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter Sprechstunden an, um den Studierenden mit ihrem technischen und methodischen Know-how zur Seite zu stehen.
Software für den Verbraucherschutz
Eines der aktuellen Projekte stammt von Thorben Willert, der im vierten Semester Informatik studiert und seit Dezember im base.camp aktiv ist. Er möchte Verbraucherinnen und Verbrauchern anhand von Bildern die Möglichkeit geben, beim Kauf von Fleischprodukten zu sehen, wie die Tiere gelebt haben. „Auf den Produkten gibt es zwar schon Codes, aber nur wenige Käufer können damit etwas anfangen“, sagt er. „Mit Bildern kann man einfach viel schneller erkennen, wie die Tiere wirklich leben.“ Seine Idee: Kundinnen und Kunden sollen beim Kauf von Fleischprodukten einen Code auf dem Produkt mit dem Smartphone scannen und dann die Bilder sehen können. „Mein Ziel ist, mehr Transparenz zu schaffen und zu zeigen, wie das Tierleben in den Betrieben wirklich aussieht“, sagt Willert.
Die Übermittlung soll über die Ohrmarken der Tiere laufen. Diese sollen durch in den Bauernhöfen installierte Kameras aufgenommen und mit einer Software gelesen werden. Dafür ist Willert auf einen Öko-Bauernhof in der Nähe von Hamburg gefahren und hat dort die Kühe im Stall fotografiert. Gerade schreibt er die Software, die auf den Fotos die Codes auf den Ohren erkennen soll. Anschließend will er Videos aufnehmen und diese von der selbstgeschriebenen Software analysieren lassen. Ob die Kundinnen und Kunden später eine App herunterladen müssen oder sich die Bilder nach dem Scannen des Barcodes direkt auf einer Webseite ansehen lassen, will Thorben Willert später entscheiden. „Es wäre zudem schön, noch jemanden für das Projekt zu finden, der sich besser mit Bildverarbeitung auskennt als ich“, sagt er.
Vernetzung in der Hansestadt
Auch das will das Team des base.camp den Studierenden ermöglichen: Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden. Dafür planen Eugen Ruppert und Björn Schmidt derzeit eine Projektbörse, in der die Studierenden ihre Ideen vorstellen und andere für ihr Projekt gewinnen können – am besten interdisziplinär. Denn für den Bau einer Webseite ist neben der Programmierung zum Beispiel auch die grafische Gestaltung wichtig. Zudem soll es eine engere Vernetzung in der Hansestadt, zum Beispiel mit anderen Hochschulen, geben.
Thorben Willert will sein Projekt bis zum Sommer abschließen. Derzeit arbeitet er sechs bis acht Stunden in der Woche an der Software und kommt dafür auch oft ins Lab des base.camp. Ob seine Idee später großflächig eingesetzt wird, kann er nicht abschätzen; er würde sich aber wünschen, dass sie zumindest in kleinen Bauernhöfen oder Biohöfen aufgegriffen wird.
Weitere Informationen
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