Tutorinnen und Tutoren fördern:Neues Zertifikat an der Fakultät für Geisteswissenschaften
4. Mai 2018, von Anna Priebe
Foto: Fotostudio Krieger
Seit dem Wintersemester 2017/18 können Bachelor- und Masterstudierende, die im Hauptfach an der Fakultät für Geisteswissenschaften studieren, das Zertifikat „Lehrpraxis“ erwerben. Das Programm, das von der „Arbeitsstelle Studium und Beruf“ angeboten wird, richtet sich unter anderem an Tutorinnen und Tutoren, um ihnen Hilfestellung beim Erstellen ihrer Lehrangebote zu geben. Gianella Jensen (34) studiert Spanisch im Bachelor und arbeitete als Tutorin für ein Seminar zur Einführung in die Literaturwissenschaft von Prof. Dr. Inke Gunia. Zudem hat sie zwei Lehrprojekte initiiert und durchgeführt. Ein Gespräch über die Herausforderungen studentischer Lehre.
Was sind die Aufgaben als Tutorin?
Das Tutorium zum Seminar „Einführung in die Literaturwissenschaft“ ist fester Teil des Einführungsmoduls im Bachelor Spanisch, das zusätzlich noch eine Vorlesung umfasst. Ich begleite das Seminar, wodurch die Inhalte natürlich vorgegeben sind. Als Tutorin bin ich dafür zuständig, die Studierenden beim Lernprozess zu unterstützen, ihnen bei Fragen oder Problemen mit Kursinhalten zu helfen und sie vor allem auf die Klausur vorzubereiten.
Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Ich liebe einfach das studentische Leben, den Kontakt mit meinen Kommilitonen und wollte etwas mit ihnen machen, ihnen etwas zurückgeben. Ich stamme aus Südamerika und bin zum Studieren nach Deutschland gekommen. Spanisch ist meine Muttersprache, daher konnte ich meine Kommilitonen gut bei der Grammatik und beim Aufbau ihres Wortschatzes unterstützen. Es wurde mir ermöglicht, zwei studentische Lehrprojekte anzubieten, die das sehr heterogene Spanisch-Sprachniveau im Bachelor etwas homogenisieren sollten. Frau Prof. Dr. Gunia hat die Projekte betreut und mich dann gefragt, ob ich auch das Tutorium für das Seminar übernehmen würde.
Sie nehmen parallel am Zertifikatsprogramm „Lehrpraxis“ teil. Wie sehen die Inhalte aus?
Zum einen besucht man Seminare, in denen man das notwendige Hintergrundwissen für das eigene Tutorium bekommt. Es gibt verschiedene Bereiche; ich absolviere die Kurse „Tools für die Erwachsenenbildung“ und „Tutorien und Lehrprojekte erfolgreich gestalten“. Während des Tutoriums macht man dann noch eine Hospitation, das heißt, ein anderer Tutor aus meinem Fachbereich hat mich in meinem Tutorium besucht. Ich war im Gegenzug auch in seinem Tutorium und nun geben wir uns gegenseitig schriftlich Feedback zur Didaktik und zum Ablauf.
Was erhoffen Sie sich von dem Programm?
Mein Nebenfach ist Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung. Das ist auch die Richtung, in die ich später beruflich gehen möchte. Dazu passt das Programm natürlich sehr gut. Ich bin damals durch einen Flyer darauf aufmerksam geworden, habe mich dann informiert und mit Nadia Blüthmann von der ‚Arbeitsstelle Studium und Beruf‘ einen Termin vereinbart. Im letzten Wintersemester habe ich dann angefangen.
Ich erhoffe mir von dem Programm, dass ich noch mehr Erfahrung in der Didaktik bekomme. Ich studiere ja nicht auf Lehramt, daher würde ich diese Kompetenzen gerne auf diese Weise weiter ausbauen. Natürlich hoffe ich auch, dass das Zertifikat mir weiterhilft, wenn es darum geht, einen Job zu bekommen.
Aus der Hospitation habe ich zum Beispiel mitgenommen, dass es sehr wichtig ist, die Studierenden dazu zu animieren, mitzuarbeiten, und vor allem auch, dass man die Themen mit Beispielen anschaulich machen muss. Wenn es etwa um Poesie geht, bringe ich auch mal ein Gedicht mit, das nicht im Seminar behandelt wurde, um die Thematik verständlicher zu machen oder eine Besonderheit besser zu verdeutlichen.
Aus Ihrer Erfahrung heraus: Was sollten interessierte Studierende wissen, wenn sie sich als Tutorin oder Tutor bewerben?
Man sollte auf jeden Fall eine Vorliebe für das entsprechende Fach haben und die Inhalte beherrschen. Und man sollte eine Leidenschaft für die Lehre haben. Dazu gehört aus meiner Sicht auch, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Studierenden keine Angst haben, Fragen zu stellen. Man muss ein Stück weit ihr „Buddy“ sein und auch darauf vorbereitet sein, nicht alles zu wissen und nicht alle Fragen sofort beantworten zu können. Da sollte man bereit sein, dann auch nachträglich zu recherchieren und in der nächsten Sitzung die Ergebnisse zu präsentieren. Auf diese Weise vertieft man sein Wissen.
Zertifikat „Lehrpraxis“
Das Zertifikat, das seit dem Wintersemester 2017/18 angeboten wird, ermöglicht es den Studierenden der Geisteswissenschaften, Kompetenzen und Wissen im Bereich der Erwachsenenbildung zu erlangen. Laut Beschreibung wird das Zertifikat dabei Studierenden ausgestellt, „die sich in besonderem Maße mit theoretischen Grundlagen der Erwachsenenbildung beschäftigt und eigenständige praktische Lehrerfahrung in Tutorien oder studentischen Lehrprojekten gesammelt haben.“ Das Programm dauert insgesamt zwei Semester, wobei sich die vier Bausteine des Zertifikats auch über das Studium verteilen lassen. Seit dem Start haben sich bereits mehr als 30 Studierende angemeldet. Interessierte, die nicht mit einem Hauptfach in der Fakultät für Geisteswissenschaften studieren, aber dennoch teilnehmen möchten, müssen sich über STiNE gesondert anmelden.
Weitere Informationen unter: www.slm.uni-hamburg.de/astub/studium/zertifikate.html