Von Hanoi über Hamburg nach Johannesburg – Internationaler geht‘s kaumIm Porträt: Duy Linh Nguyen
14. Februar 2018, von Janine Fricke
Foto: UHH/Wendt
1.555 internationale Studienanfänger haben sich laut Amt für Studierendenstatistik im Wintersemester 2017/18 eingeschrieben. Die Gesamtzahl internationaler Studierender an der Universität im gleichen Zeitraum stieg damit von 5.313 im Vorjahr auf 5.433. Duy Linh Nguyen aus Vietnam ist einer von ihnen. Er studiert im fünften Semester Geographie International (B.Sc.) an der Universität Hamburg und befindet sich derzeit für ein Auslandssemester in Südafrika.
Wenn zu Semesterbeginn die Anwesenheitslisten abgefragt werden und Dozentinnen oder Dozenten sich bemühen, den vollständigen Namen von Duy Linh Nguyen korrekt auszusprechen, fühlt sich der junge Vietnamese häufig nicht angesprochen. „Es klingt einfach nicht wie mein Name. Manchmal merke ich, dass ich gleich an der Reihe bin, wenn der Dozent beim Vorlesen der Namen plötzlich zögert“, lacht er.
Schon immer war es ein Traum von Linh und seiner Familie, dass er mal ins Ausland gehen würde. Da die Kosten für ein Studium in England zu hoch waren, stand schnell fest, dass er nach Deutschland gehen würde.
Am Anfang war das Studienkolleg
Inzwischen lebt Linh schon mehr als drei Jahre in Hamburg. „Mein vietnamesisches Abitur wurde in Deutschland nicht anerkannt, so dass ich zuerst in zwei Semestern am Studienkolleg Hamburg meinen Abschluss nachgeholt habe“, berichtet der 22-Jährige. Als er nach dem Studienkolleg in Hamburg bleiben und im Wintersemester 2015/16 mit dem Studium beginnen konnte, war er froh: „Ich interessiere mich für Stadtplanung und Klimawandel, weshalb das Leben in der Großstadt und der Exzellenzcluster ‚Integrated Climate System Analysis and Prediction‘ (CliSAP) an der Uni Hamburg mir viele Möglichkeiten bieten.“
Gut kombiniert
Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete Linh zuletzt am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) als studentische Hilfskraft im Doktorandenprogramm der CEN School, einer Graduiertenschule für integrierte Klima- und Erdsystemwissenschaften. Zusätzlich organisierte er in den letzten drei Semestern als Tutor die Interkulturellen Abende von PIASTA – dem Internationalisierungsprogramm für den Campus der Universität –, die in der Vorlesungszeit jeden Mittwoch um 18:30 stattfinden. Für Linh bieten beide Tätigkeiten die perfekte Kombination aus seiner interkulturellen Kompetenz und seinem Interesse an Klimawissenschaften.
In Hamburg ist der Himmel blauer
Einmal im Jahr fliegt Linh für zwei bis vier Wochen nach Vietnam zu seiner Familie. „Dann vermisse ich den klaren, weiten Himmel von Hamburg. In Hanoi sind die Häuser viel höher und die Straßen enger bebaut.“ erzählt Linh. Der nächste Flug nach Vietnam ist für Anfang 2019 geplant. Dann möchte Linh unbedingt seine kürzlich geborene Nichte im Arm halten. „Es ist sehr schade, dass man solche emotionalen Momente in der Familie verpasst“, bedauert Linh. Umso mehr freut er sich auf seine Abschlussfeier im Sommer 2019, anlässlich derer seine Eltern das erste Mal nach Hamburg kommen möchten.
Neben seiner Familie vermisst Linh am meisten das vietnamesische Essen. Zwar gäbe es viele vietnamesischen Restaurants, die aber nicht die gleichen Gerichte wie in Vietnam anbieten würden. Zum Glück steht Linh der deutschen Küche offen gegenüber: „Wenn ich Hunger habe, esse ich sogar Grünkohl und Sauerkraut“, lacht er. Nur an Schwarzbrot könne er sich gar nicht gewöhnen.
Die Reise ist noch nicht zu Ende
Noch bis Ende 2018 befindet sich Linh für zwei Auslandssemester an der Witwatersrand Universität in Südafrika. Nach dem Bachelor möchte er zunächst etwas arbeiten und an verschiedenen Projekten mitwirken, um noch mehr Erfahrungen zu sammeln, um sich anschließend für einen Master-Studiengang entscheiden zu können. Er schließt nicht aus, noch weitere Zwischenstopps in anderen Ländern einzulegen. Fest steht aber, dass er eines Tages nach Vietnam zurückkehren möchte: „Mein Ziel ist es, das Gute aus hochentwickelten Ländern zu lernen, um es nach Vietnam zu bringen. Ich weiß, was da abläuft und dass noch sehr viel Arbeit zu machen ist.“