Einmal quer durch Afrika – ein UHH-Alumnus unterwegsInterview mit Anselm Pahnke
21. Dezember 2018, von Felix Willeke
Foto: Anselm Pahnke
Anselm Pahnke fuhr mit dem Fahrrad einmal quer durch Afrika. Vorher studierte er Ozeanographie und Geophysik am Institut für Geophysik der Universität Hamburg. Wie sein Studium ihm bei der Reise geholfen hat und was er erlebt hat, kann man nun im Kinofilm „Anderswo. Allein in Afrika“ sehen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den afrikanischen Kontinent von Süden nach Norden per Rad zu durchqueren und das auch noch zu filmen?
Ich war schon als Jugendlicher gerne draußen in der Natur und hatte schon ein paar kürzere Radreisen durch Europa gemacht. Afrika hat mich schon lange besonders fasziniert. Auf diesem Kontinent ist alles weiter weg, als ich es gewohnt bin. Deshalb wollte ich los. Ausschlaggebend war dann, dass zwei Bekannte von mir nach Afrika reisen wollten, das gab mir den letzten Impuls. Alleine wollte ich auf keinen Fall reisen, also ergriff ich die Gelegenheit und buchte spontan einen Flug nach Südafrika. Das Filmen während der Reise hat einfach Spaß gemacht. Das mehr daraus entstehen könnte, wurde mir erst nach der Reise bewusst.
Wie lange hat die Reise gedauert und wie wurde sie finanziert?
Nachdem meine Bekannten die Reise nach drei Monaten abgebrochen hatten, musste ich mich entscheiden: heimkehren oder weiterfahren? Ich bin weitergefahren. Am Ende waren es 15.000 Kilometer, 15 Länder und 414 Tage. Während der Reise habe ich nicht viel gebraucht. Wenn man sich mit dem Nötigsten glücklich fühlt, genügen vier bis fünf Euro am Tag. Ich bin davon überzeugt, dass Zeit und Geld nicht die Faktoren sein sollten, warum eine Reise nicht stattfindet.
Wie lief die Orientierung auf der Reise und hat Ihr Studium dabei geholfen?
Ich habe mich anhand von Offlinekarten orientiert. Die hatte ich auf meinem Handy und das konnte ich über den Nabendynamo vom Fahrrad immer aufladen. Per GPS habe ich mich dann immer orten können und konnte meinen Weg planen. Das Studium selbst hat mir besonders in Wüsten und Bergregionen viel gebracht. In der Geophysik lernt man viele verschiedene Landschaftsformen kennen und kann sie später herleiten. Es hilft bei der Orientierung, wenn man gelernt hat, Karten und Satellitenbilder zu interpretieren und Gesteinsformationen zu analysieren
Zudem habe ich auf meiner Reise keinen Liter Trinkwasser gekauft. Durch mein Studium habe ich gelernt, welchen öffentlichen Pumpen ich vertrauen kann, um an sauberes Wasser zu kommen. Ich habe darauf geachtet, dass die Pumpen ihr Wasser aus mindestens zwölf Meter Tiefe gewinnen, denn dann konnte ich davon ausgehen, dass das Wasser sauber ist.
Was waren die Herausforderungen auf der Reise, wie sind die Menschen und gab es brenzlige Situationen?
Die größte Herausforderung war die Auseinandersetzung mit mir selbst. Man muss lernen, mit sich selbst allein zu sein. Nach fast einem Jahr stand ich vor der Sahara, vor 3.000 Kilometern Wüste und wusste: Das wird hart. Das Schlimmste war der Gegenwind, der dort das ganze Jahr aus dem Norden bläst. Wochenlanger Gegenwind, mit sieben km/h auf einer glatten Straße – das hältst du nur aus, wenn du im Kopf überzeugt bist.
Aber die Menschen, die ich getroffen habe, gaben mir immer wieder Kraft. Ich habe sie in vielen Teilen Afrikas als unglaublich ehrlich, unvoreingenommen und interessiert erlebt. Offenheit wird dabei vor allem über die eigene Körpersprache vermittelt, besonders wenn man sich nicht über Sprache verständigen kann.
Aber natürlich gab es auch brenzlige Situationen. Als ich an der Grenze zum Kongo einer Militär-Straße durch einen Nationalpark folgte, bin ich kurz durch den Busch gestreift, auf der Suche nach Elefanten oder Giraffen. Plötzlich war ich umzingelt von drei laufenden Büschen, die sich als perfekt getarnte Soldaten entpuppten. Als sie mich aus meinem Erkundungsmodus weckten, hatte ich große Angst. Ich hätte mir vorher nicht vorstellen könne, was für eine immense Wirkung eine Kalaschnikow hat, wenn sie auf einen gerichtet ist.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Ich mache mir über die Zukunft seit dieser Reise nicht mehr viele Gedanken. Ich lebe den Moment und schaue, welche Türen sich öffnen. Das gibt mir die Freiheit, die ich mir für mein Leben wünsche. Erstmal steht nun die Kinotour an.
Weitere Informationen
Der Film „Anderswo. Allein in Afrika“ ist zurzeit auf Kinotour und wird in ganz Deutschland gezeigt. In Hamburg läuft der Film beispielsweise im Abaton oder im Zeise Kino. Weitere Informationen sowie den Trailer zum Film finden Sie hier.