Workshop-Angebot für StudierendeHamburgs Geschichte im Comic
3. Dezember 2018, von Anna Priebe
Foto: Isabel Kreitz/Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
Die Geschichte Hamburgs auf neue Weise erleben und sie durch die Darstellung in Comics für sich und andere begreifbar machen – diese Gelegenheit bekommen Studierende und Lehrende der Universität Hamburg bei einem Workshop am 6.12. Fünf Fragen an Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann, Professorin für Historische Bildungsforschung, die die Veranstaltung gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Logge, Professor für Public History, durchführt.
Können Sie erklären, was man in der Wissenschaft unter einem Comic versteht?
Es gibt unterschiedliche Definitionen von Comics, die Forschung ist sich da nicht einig. Ich favorisiere eine Definition, die rein formal ist. Ein Comic zeichnet sich für mich im Gegensatz zu einer Bildergeschichte dadurch aus, dass es sich um eine räumlich angeordnete Sequenz von Bildern handelt, bei der Text und Bild so miteinander verknüpft sind, dass sie nicht voneinander getrennt werden können.
In dem Workshop soll nun die Geschichte Hamburgs in einem Comic umgesetzt werden. Wie kam es zu der Idee?
Bei dem Workshop soll es grundsätzlich um zwei Dinge gehen: Zum einen um die Frage, inwiefern der Comic als Medium für die Geschichtsdarstellung vielleicht besonders geeignet ist, und zum anderen darum, wo genau seine Vorteile bzw. Grenzen liegen. Die Idee hat sich in einem Gespräch mit Thorsten Logge ergeben, der in diesem Semester eine Übung zum Thema „Visual History“ anbietet. Ich habe im vergangenen Jahr eine Lehrveranstaltung zu „Comics als Bildungsmedien“ durchgeführt. Wir wollten diese Perspektiven gerne zusammenführen und haben überlegt, dass der Comic auch ein gutes Medium sein könnte, um Ereignisse und Themen der Hamburger Geschichte für ein breites Publikum aufzubereiten.
Was sind denn Vorteile der Darstellung von Geschichte in Form von Bildern?
Comics geben einen visuellen Einblick in die Vergangenheit, wobei der Comic – im großen Unterschied zum Film – Distanz zur Geschichte herstellt. Er behauptet nicht von sich, die Vergangenheit abzubilden, sondern es wird gleich deutlich, dass das Gezeigte eine Interpretation bzw. eine bestimmte Sicht auf die Vergangenheit ist. Diese Klarheit empfinde ich als einen großen Vorteil. Und: Durch die räumliche Anordnung der einzelnen Abschnitte kann man im Comic außerdem sehr gut mit unterschiedlichen Zeitebenen spielen.
Was erwartet die Studierenden beim Workshop?
Zunächst geht es um theoretische Perspektiven der „Visual History“, ein Forschungsfeld, das Bilder ins Zentrum rückt und sich mit der Visualität von Geschichte sowie mit der Historizität des Visuellen auseinandersetzt. Diskutiert werden Fragen wie: Was ist ein Comic? Welche Merkmale weist er für die Geschichtsdarstellung auf? Was sind die Vor- und Nachteile? Es werden aber auch praktische Zugänge besprochen, also wie Comics etwa in Bildungskontexten und in Schulen eingesetzt werden. Dazu haben wir Isabel Kreitz und Robert Brack zu Gast, die für die Landeszentrale für politische Bildung einen Comic über die Revolution von 1918/19 in Hamburg erstellt haben.
Zudem wollen wir überlegen, wie man das ganze perspektivisch auf die Hamburgische Geschichte anwenden kann. Das weist dann schon auf den zweiten Teil des Workshops hin, der im Sommersemester 2019 stattfinden soll und die Umsetzung dieser Ideen zum Ziel hat. Es geht dabei nicht darum, die gesamte Geschichte Hamburgs lückenlos bis in die Gegenwart darzustellen. Der Revolutionscomic zum Beispiel konzentriert sich ja auf die Jahre 1918/19 – und nach diesem Vorbild sollen einzelne Ereignisse, Personen oder Zeitphasen herausgegriffen werden. Dafür haben wir Prof. Kopitzsch und Dr. Brietzke von der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte gewinnen können, die uns dabei helfen werden, Interessen, Bedarfe und Perspektiven auf die Hamburgische Geschichte herauszuarbeiten und zu schauen, was sich für eine Darstellung in Comic-Form eignen würde.
Wenn sich jemand für Geschichte im Comic interessiert: Welchen Comic können Sie zur Annäherung an das Thema empfehlen?
Es gibt eine sehr große Bandbreite an Comics in diesem Bereich, daher tue ich mich ein bisschen schwer, einzelne zu empfehlen. Es gibt zum Beispiel extra didaktisch aufbereitete Comics und sehr gute Comic-Biografien, manche sind dezidiert eher für eine jugendliche Zielgruppe, manche eher für Erwachsene – da wird im Prinzip das gesamte Spektrum historischer Themen abgedeckt. Ganz berühmt als Geschichtscomic ist „Maus“ von Art Spiegelman, aber interessant sind auch die Comics von Jacques Tardi, in denen er sich mit dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. Die deutsche Comic-Künstlerin Barbara Yelin hat vor einiger Zeit mit „Irmina“ die Geschichte einer Mitläuferin im Nationalsozialismus erzählt.
Workshop
Der Workshop „Hamburgs Geschichte im Comic – Perspektiven für eine Visual History Hamburg“ wird in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg durchgeführt und findet an zwei Terminen statt: am 6. Dezember 2018 und im Frühjahr 2019. Der Workshop ist für Studierende aller Fachrichtungen offen.