Immatrikulationsfeier 2018„Stirnhirn einschalten“
18. Oktober 2018, von Anna Priebe
„Get ready“ – war nicht nur ein Lied, das die Skyliner Bigband bei der Immatrikulationsfeier am Mittwochabend im Audimax der Universität Hamburg spielte, sondern es war auch das Motto der rund 700 anwesenden Erstsemester sowie ihrer Angehörigen und Freunde. Die Veranstaltung wurde vom Prodekan für Studium und Lehre der Fakultät für Rechtswissenschaft, Prof. Dr. Markus Kotzur, moderiert.
Eröffnung
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Markus Kotzur begann Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen seine Eröffnungsrede und setzte mit sympathischer Selbstironie den Ton des Abends: „Ich heiße Dieter, ich bin erkältet und wiege 99 Kilo.“ Er bereitete die anwesenden neuen Studierenden nicht nur auf das anstehende Jubiläumsjahr 2019 vor, sondern blickte auch noch einmal auf die Erfolge der vergangenen Wochen zurück. Er betonte dabei: „Die Universität ist in vielen Fächern exzellent, nicht nur in den Clustern.“ Davon würden durch den Reputationsgewinn auch die Studierenden profitieren – zumal, so Lenzen, auch die Lehre an der Universität Hamburg vielfach ausgezeichnet sei. Der Universitätspräsident machte allerdings auch deutlich, dass es um mehr als Fachwissen geht: „Sie sollen zu souveränen Persönlichkeiten werden, die für sich Entscheidungen treffen und Gelerntes reflektieren können.“ Da diese Qualifikation in sechs Bachelorsemestern nur schwer zu schaffen sei, sollen Lenzen zufolge an der Universität zukünftig Pilotprojekte starten, die längere Studienzeiten erproben sollen, um zum Beispiel Auslandssemester zu ermöglichen. Zum Abschluss forderte er die angehenden Studierenden auf: „Tauchen Sie ein in eine fremde Welt; so spannend wird es nie wieder.“
Einigen Studierenden half Prof. Lenzen direkt beim Tauchen, als er acht von ihnen – stellvertretend für die Fakultäten – Immatrikulationsurkunden sowie einen Jubiläumsschal überreichte und anschließend gemeinsam mit Prof. Kotzur eine Fragerunde unter den Anwesenden moderierte, die unter anderem Interessantes zu Finkenwerder und den Nanowissenschaften zutage förderte.
Erinnerung
Spannend war auch die Festrede von Lars Haider, Alumnus der Universität Hamburg und Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, der in seinem pointierten Vortrag direkt festhielt: „Mein Leben wurde erst richtig schön, als ich an die Uni gekommen bin.“ Er erinnerte sich an die während seiner Studienzeit üblichen Temperaturen zum Wintersemester und an die nicht vorhandenen Fenster im WiWi-Bunker. Den angehenden Studierenden legte er ans Herz, das zu studieren, was sie wirklich interessiert. Zudem nutzte er die Gelegenheit, auf die „100 großen Fragen des Lebens“ – das Kooperationsprojekt der Universität mit dem Abendblatt anlässlich des Jubiläums – aufmerksam zu machen. Den Studierenden legte er vor allem das Interview zum Thema „Wie viele Informationen brauchen wir“ nahe, das er auf drei einfache Botschaften herunterbrach: 1. Informationen werden von unserem Hirn im ersten Schritt beurteilt und erst im zweiten im Stirnhirn überprüft und hinterfragt. Diese Fähigkeit sei auch fürs Studium entscheidend. 2. Informationen werden durch Emotionen besser aufgenommen. 3. Der Körper merkt selbst, wenn es zu viele Informationen werden, etwa wenn die Gedanken abschweifen. Sein Fazit: Man muss in den sogenannten Flow kommen – den Zustand, in dem man gefordert, aber nicht überfordert ist. Das verband er mit dem Wunsch an die Studierenden, dass „Ihr Studium ein einziger Flow“ sein möge.
Engagement
Bereits im Flow ist Doniyor Yuldashev. Der Zahnmedizinstudent, der ursprünglich aus Usbekistan kommt, wurde mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgezeichnet, der ihm von Prof. Lenzen überreicht wurde. Laudatorin Dr. Rebecca Schwoch, Stellvertretende Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf betonte nicht nur die besondere Leistung Yuldashevs, in einer gerade erst erlernten Sprache eine so komplexes Fach wie Zahnmedizin mit hervorragenden Noten zu absolvieren. Schwoch beschrieb den 23-Jährigen als „ehrgeizig, wissbegierig, besonnen und nachdenklich“ und lobte, dass er nicht nur nebenbei arbeite, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern sich auch über ein Patenprogramm für andere Schülerinnen und Schüler aus seinem Heimatland einsetze, die für ein Studium nach Deutschland kommen wollten.
Einsetzen tut sich an der Universität auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), dessen Arbeit der Vorsitzende Karim Kuropka vorstellte. Er forderte die Studierenden auf, sich zu engagieren und miteinander zu reden. Die Darstellung der zahlreichen Angebote der Universität – auch abseits des Fachstudiums – beendete er mit dem Appell, die Universität nicht nur „als Station“ auf dem Weg zum Geldverdienen zu sehen: „Macht das Studium zur schönsten Zeit eures Lebens.“ Ergänzt wurde sein Vortrag durch eine szenische Lesung der „Kritischen Studierendenschaft“, die eindrücklich Aussagen Adolf Hitlers denen Alexander Gaulands gegenüberstellte und „einen neuen Anlauf der Aufklärung“ forderte.
Entertainment
Für die musikalische Begleitung des Abends war zum wiederholten Male die Universitätsmusik zuständig. Neben den mitreißenden Klängen der Skyliner Jazz-Bigband wurde es mit der Darbietung des Chores zwischendurch auch ruhiger. Die Auftritte verband Moderator Kotzur mit dem Aufruf an die Studierenden, sich bei Interesse selbst in den Ensembles zu engagieren und auch abseits des Studiums das universitäre Leben zu bereichern.