Innovative LehrprojekteZur archäologischen Feldforschung nach Xanten
12. Juli 2018, von Giselind Werner
Foto: Michael Antonakis
Xanten am Niederrhein war in der Antike die drittgrößte römische Stadt nördlich der Alpen. Die „Colonia Ulpia Traiana“, wie die Siedlung seit ca. 100 n. Chr. hieß, beherbergte um diese Zeit rund 10.000 Menschen, bevor sie im 5. Jh. n. Chr. durch die Franken zerstört wurde. Spuren dieser Kolonie sind heute noch sichtbar und lassen sich erforschen – im Archäologischen Park Xanten. Prof. Dr. Martina Seifert vom Fachbereich Kulturwissenschaften ist im Rahmen des Lehrprojekts „Experimental Archaeology – Don’t be afraid of using mind and body” mit 15 Studierenden zur Feldforschung nach Xanten gefahren, um die römischen Siedlungsspuren geophysikalisch zu erkunden.
Wie lassen sich relevantes Wissen der archäologischen Feldforschung vermitteln und gleichzeitig Hürden abbauen, wenn es um die Nutzung von kostspieligen Messgeräten geht? Archäologin Prof. Dr. Martina Seifert löste dies, indem sie ihren Studierenden eine stressfreie Lernumgebung in realem Forschungskontext ermöglichte und ihnen Absolventen zur Seite stellte, die niedrigschwellig den richtigen Einsatz der Geräte erklärten. „In großen Drittmittelprojekten bleibt für Erklärungen dieser Art oft keine Zeit, deshalb freuen wir uns über die Gelegenheit, die Studierenden in Kooperation mit den Fachkolleginnen und -kollegen vor Ort auszubilden“, so Seifert.
Geophysikalische Prospektion
Zehn Tage haben 15 Studierende der Universität Hamburg und zwei polnische Studierende, die über ein Erasmus-Programm eingebunden waren, in einem Haus zusammengewohnt, -gekocht und -gegessen, um den Arbeitsalltag der Feldforschung kennenzulernen. Fünf Hektar Land wurden durch nicht-invasive Prospektion, d.h. ohne zu graben, also mittels Geomagnetik und Georadar untersucht.
Ziel war die Kartierung möglicher Siedlungsbefunde und Infrastrukturen der alten römischen Siedlung am Rhein. Das Material wird später ausgewertet und dem Landschaftsverband Rheinland--Archäologischen Park Xanten zur Verfügung gestellt. So ist die Universität Hamburg daran beteiligt, die verbliebenen Lücken in der Dokumentation der Bodendenkmäler zu schließen.
Nachhaltige Lehrveranstaltung
Neben der Kartierung von Teilbereichen der Colonia Ulpia Traiana entsteht als weiteres Ergebnis des Lehrprojekts ein Manual mit Anleitungen und der Dokumentation von Workflows, das „open source“ veröffentlicht und auch folgenden Veranstaltungen dieser Art den Zugang zu den Methoden der geophysikalischen Feldforschung erleichtern wird.
„Gute wissenschaftliche Forschung erfordert Fachkenntnis und Problembewusstsein, beides ist in der Uni vermittelbar. Die eigene Teamfähigkeit und Sozialkompetenz zu erproben oder eigene Stressresistenz und körperliches Belastungsvermögen einzuschätzen – hierzu bedarf es die Erfahrung im aktiven Miteinander, so in einer Fieldschool“, meint Seifert.
Innovative Lehrprojekte fördern: Das Lehrlabor des Universitätskollegs
Das Lehrlabor des Universitätskollegs fördert fakultätsübergreifend innovative Lehrkonzepte. Das Projekt „Experimental Archaeology – Don’t be afraid of using mind and body“ war eines von insgesamt 15 geförderten Projekten im ersten Förderzyklus 2017/18 des Lehrlabors. Durch den Transfer der erfolgreichsten Konzepte sollen Studierende bei einem erfolgreichen Studium besser unterstützt werden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Martina Seiferts Seminar „Experimental Archaeology – Don’t be afraid of using mind and body“ wurde durchgeführt in enger Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland-Archäologischer Park Xanten. Auf Einladung des Leiters Dr. Martin Müller erkundeten die Studierenden das Gelände der „Colonia Ulpia Traiana“ geophysikalisch.
Interesse am Lehrlabor?
Haben Sie auch eine innovative Lehrkonzept-Idee, die Sie gerne umsetzen würden? Dann nehmen Sie ab dem 1. Oktober 2018 an der Ausschreibung des Lehrlabor Universitätskolleg teil. Bis zum 11. November 2018 können Anträge sowohl für das kommende Sommersemester 2019, das nachfolgende Wintersemester 2019/20 als auch das Sommersemester 2020 gestellt werden.