Online-Befragung an Hamburger Hochschulen25, 76, 38: Was diese Zahlen über Hamburger Studierende verraten
26. Juni 2018, von Janine Fricke
Mehr als 2.000 Hamburger Studierende haben sich 2016 an der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks beteiligt. Jetzt liegt die Auswertung für den Studienstandort Hamburg vor. Im Interview erläutert Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, die Ergebnisse und benennt Trends.
Wie sieht er denn aus, der typische Hamburger Student bzw. die typische Hamburger Studentin?
Die bzw. der typische Hamburger Studierende ist 25,2 Jahre alt, studiert seit fünf Semestern und muss im Verhältnis zum bundesweiten Schnitt überdurchschnittlich viel Geld ausgeben – vor allem für Miete und Ernährung. Entsprechend muss sie oder er überdurchschnittlich viel arbeiten, um das Geld zu verdienen.
Überwiegend hat sie oder er einen gehobenen oder hohen familiären Bildungshintergrund, das heißt, dass mindestens ein Elternteil über einen Hochschulabschluss verfügt. Von den Studierenden werden 84% finanziell von den Eltern unterstützt und sie verfügen durchschnittlich über Einnahmen in Höhe von 991 Euro im Monat.
Die Sozialerhebung wird seit 1951 durchgeführt. Was sind die drei größten Veränderungen, die sich seit Beginn der Studie in Bezug auf die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Hamburg ablesen lassen?
Hamburg wird als Hochschul-Metropole zunehmend attraktiver, aber auch teurer. Die Hansestadt nimmt auf der Ausgabenseite einen Spitzenplatz ein, zum Beispiel beim Wohnen und der Ernährung, bietet aber auch auf der Einnahmen-Seite mehr Verdienstmöglichkeiten als andere Städte.
Im Zeitverlauf zeigt sich zudem, dass sich das Alter der Studierenden inzwischen fast dem deutschen Durchschnitt angepasst hat: Zwischen 1994 und 2003 lag das Durchschnittsalter noch bei etwa 27 Jahren, bei der aktuellen Studie sind es 25,2 Jahre in Hamburg im Vergleich zu 24,9 Jahren bundesweit.
Weiterhin kommen zunehmend internationale Studierende bzw. Studierende mit Migrationshintergrund an die Hochschulen. Aktuell haben rund 23% der Studierenden in Hamburg einen Migrationshintergrund, gegenüber 20% in Deutschland.
Wie lassen sich diese Entwicklungen erklären?
Hamburg zeigt auf der Ausgaben- und Einnahmenseite typische Metropol-Charakteristika: Als Folge der hohen Nachfrage steigen die Ausgaben – besonders beim Wohnen – an. Durch die gute wirtschaftliche Infrastruktur bietet die Stadt den Studierenden aber auch vielfältige Möglichkeiten für Nebenjobs, sofern sich diese zeitlich mit dem Studium vereinbaren lassen.
Die Altersstruktur könnte mit den Bologna-Reformen zusammenhängen, aber auch mit der Verkürzung der Schulzeit und der Abschaffung des Wehrdienstes.
Studieren in Deutschland ist attraktiv, denn im Unterschied zu vielen anderen Ländern müssen Studierende hier keine Studiengebühren zahlen. Weiterhin führen die Internationalisierungsbemühungen der Hochschulen und auch die Bildungsarbeit in den Schulen dazu, dass zunehmend internationale Studierende bzw. Studierende mit Migrationshintergrund den Weg an die Hochschule wagen.
Für wen sind die Ergebnisse der Befragung wichtig und welche Entwicklungen können sie beeinflussen?
Die Ergebnisse sind für Studierende, das Studierendenwerk, Politik und Gesellschaft gleichermaßen von Bedeutung. Das Studierendenwerk nutzt die Studie, um sein Leistungsportfolio kontinuierlich zu überarbeiten, etwa durch das Setzen von Schwerpunkten bei Beratungstätigkeiten.
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, zu mehr Bildungsgerechtigkeit beizutragen und möchten dies auch dadurch erreichen, dass wir mit unseren öffentlich geförderten Angeboten in Mensen und Wohnanlagen für günstige Lebenshaltungskosten sorgen.
Hamburger Bericht zur 21. Sozialerhebung
Am 15. Juni 2018 wurde die regionale Auswertung der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) für Hamburg veröffentlicht. Die Sozialerhebung ist eine seit 1951 durchgeführte, deutschlandweite Langzeitstudie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland. Die wissenschaftliche Durchführung der Sozialerhebung erfolgt durch das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover, dem früheren HIS-Institut für Hochschulforschung.