Studentisches Fotoprojekt lotet Grenzen aus – 5 Fragen an Estefania Morales
25. Januar 2018, von Anna Priebe
Seit Ende Oktober 2017 erstellen zwölf Studierende unter der Leitung von Dr. Christa Pfafferott, Künstlerin und Lehrbeauftragte am Institut für Medien und Kommunikation, in einem Praxisseminar professionelle Fotoserien, die sich kreativ mit dem Thema „Grenzen in Hamburg“ auseinandersetzen. Bei „Punctum: Wie wir Bilder machen, die bestechen" geht es um Vielfalt, das Zusammentreffen von Kulturen und die Menschen in der Stadt. Estefania Morales (25) studiert im Bachelor Medien- und Kommunikationswissenschaft mit Englisch im Nebenfach und erzählt im Interview, wie sich ihr Blick auf Grenzen durch das Seminar verändert hat.
Worum ging es in dem Seminar genau?
Das Seminar hieß „Punctum“, nach einem Begriff, den der französische Philosoph Roland Barthes geprägt hat. Er bedeutet, den Punkt oder das Detail in einem Bild zu finden, der bzw. das einen hineinzieht. Das muss nicht gewollt sein, sondern kann zufällig passieren. Anhand der Theorie konnten wir uns in die Entstehung von Bildern vertiefen und lernen, wie man zum Beispiel Entwicklungen und Prozesse in einer Serie wiedergeben kann. Solche Serien haben wir dann auch selber entwickelt.
Das Thema war „Grenzen in Hamburg“. Stand von Anfang an fest, dass es darum gehen wird?
Das Thema und auch die zu untersuchenden Stadtviertel hat unsere Dozentin, Frau Dr. Pfafferott, festgelegt. Aber wir haben es nicht gleich zu Beginn erfahren, sondern erst, nachdem wir schon den ersten theoretischen Input bekommen hatten. Danach sind wir in das Thema eingestiegen.
Der Ablauf war so, dass wir eine Woche Tutorium mit theoretischem Input hatten und uns in der nächsten Woche im Münzviertel oder im Oberhafenquartier getroffen haben, um die Viertel zu untersuchen. Die Dozentin hat uns jedes Mal unterschiedliche Motive gegeben: In einer Woche mussten wir zum Beispiel Porträts machen, in einer anderen standen Gebäude im Vordergrund.
Brauchten Sie vorher schon Fotoerfahrung oder haben Sie im Seminar eine Einführung bekommen?
Keiner von uns hatte wirklich Ahnung von Fotografie, aber natürlich hatten alle, die sich angemeldet haben, ein Interesse daran. Das Seminar war mit einer kurzen technischen Einführung verbunden, aber insgesamt ging es mehr um die inhaltliche Gestaltung der Fotos.
Das Ergebnis des Seminars ist eine Ausstellung. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?
Jeder Teilnehmer hat eine Fotoserie mit fünf Bildern erstellt, aber bei der Vernissage können jeweils nur drei Bilder gezeigt werden. Sie interpretieren den Begriff Grenzen auf verschiedene Weise – nicht nur im Sinne von Mauern. Jeder hat dabei einen anderen Ansatz verfolgt. Mein Thema war zum Beispiel „Night Divides The Day“, und ich betrachte in meinen Fotos die Grenze zwischen Tag und Nacht. Es ist quasi eine Reise im Oberhafenquartier von der Nacht in den nächsten Tag.
Mit den Bildern wollen wir die beiden Viertel präsentieren, vor allem das Münzviertel. Es liegt zwischen den großen Vierteln Hauptbahnhof und Hammerbrook und bildet eigentlich nur eine kleine Ecke. Es wird oft mit Obdachlosigkeit und Drogen assoziiert, aber es ist auch das Zuhause für viele Wohnprojekte, für viele Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und für eine kleine Kunstszene. All diese Dinge wollen wir auch zeigen.
Was nehmen Sie aus diesem Praxisseminar mit?
Natürlich die Theorie dazu, was ein gutes Bild ausmacht. Aber vor allem habe ich viel über journalistisches Arbeiten und das Geschichtenerzählen gelernt. Wie kann man über einen Ort berichten – aber nicht in einer klassischen Form wie einem Bericht, sondern in Form von Kunst? Das hat mir sehr gut gefallen. Ich denke auch, dass wir alle im Seminar eine Entwicklung durchgemacht haben, dass unsere Motive im Laufe des Seminars immer besser geworden sind, und dass auch die Teilnehmer, die zu Anfang vielleicht nicht so eine große Verbindung zum Thema hatten, mit der Zeit einen anderen Blick bekommen haben.
Ausstellung „Grenzviertel“
Die Fotos, die zwischen Oktober und Dezember 2017 entstanden, werden ab dem 26. Januar in der Ausstellung „Grenzviertel“ präsentiert. Die Eröffnung findet im Rahmen einer Vernissage statt, am 26. Januar (18 Uhr) im „Mercedes Me Store“ Hamburg (Ballindamm 17). Interessierte sind herzlich eingeladen. Vom 12. bis 27. Februar wird die Ausstellung anschließend in der PONY BAR (Allende Platz 1) zu sehen sein sowie im Anschluss im Erdgeschoss des Überseering 35.