Digitales Archiv für ForschungsdatenNeues Zentrum für nachhaltiges Forschungsdatenmanagement
24. August 2017, von Janine Fricke
Foto: UHH/Dingler
Immer mehr Forschungsdaten liegen in digitaler Form vor und erzeugen riesige Datenmengen, die gesichert werden müssen. Dabei wandeln sich die Speichertechniken rasant. Die Datenmassen aus zahlreichen Forschungsprojekten müssen langfristig gesichert, systematisch archiviert und – sofern möglich – öffentlich zugänglich gemacht werden. Deshalb hat die Universität Hamburg das Zentrum für nachhaltiges Forschungsdatenmanagement gegründet.
Unter der Leitung von Dr. Stefan Thiemann bietet das Zentrum für nachhaltiges Forschungsdatenmanagement (FDM-Zentrum) seit dem 1. April 2017 ein umfassendes Serviceangebot, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Sicherung von Forschungsdaten zu beraten und aktiv zu unterstützen.
Nachhaltige Datensicherung erfordert vorausschauende Planung
Die Herausforderung der Datensicherung liegt laut Thiemann in der langfristigen Verfügbarkeit: „Forschungsdaten aus Drittmittelprojekten müssen zum Beispiel nach Projektablauf für mindestens 10 Jahre archiviert werden.“ Mit Blick auf die rasante digitale Entwicklung eine lange Zeit: Kann der Datenträger in sechs Jahren noch gelesen werden? Ist die Webanwendung mit zukünftigen Browsern noch erreichbar? „Fragen wie diese muss man sich bereits vor Projektbeginn stellen“, fährt Thiemann fort.
Das Beratungskonzept folgt daher einem ganzheitlichen Ansatz von der Antragsphase bis zum Abschluss von Forschungsprojekten. „Wir helfen zum Beispiel bei der Auswahl von Software, der Entwicklung eigener Anwendungen oder bei der Erstellung von Datenmanagementplänen für die Einwerbung von Drittmittelprojekten, wofür in Kürze auch ein Online-Tool zur Verfügung stehen wird“, so Thiemann.
Wer suchet, der findet
Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement bedeutet aber mehr als die sichere Archivierung von Daten, damit die Daten jederzeit wieder auffindbar sind: „Unser Ziel ist es, umfassende Informationen zu Forschungsprojekten in einem digitalen Archiv zur Verfügung zu stellen“, erklärt Thiemann. Ein Prototyp sei bereits in Planung und stehe voraussichtlich Ende des Jahres zur Verfügung.
Die Nutzung des Archivs sei dabei auf die Bedarfe der einzelnen Projekte ausgelegt. „Wenn Forschungsdaten bereits in anderen Datenbanken oder Webanwendungen archiviert sind, müssen diese nicht erneut bei uns gesichert werden, es reicht die Eingabe einiger Metadaten zum Projekt. Der Eintrag wird dann mit den vorhandenen Daten verlinkt“, erläutert Thiemann.
Open Science: Freier Zugang für die Wissenschaft
Der offene Zugang zu Forschung, Lehre und Weiterbildung gehört zum Leitbild der Universität Hamburg. „Insbesondere der freie Zugriff auf Forschungsdaten liefert einen großen Mehrwert. Vorliegende Daten können für andere Forschungszwecke eingesehen und ggf. wiederverwendet werden“, so Thiemann.
Aber nicht alle Forschungsdaten können öffentlich zugänglich gemacht werden. Einige Forschungsprojekte umfassen sensible Daten, die geschützt werden müssen. Die Möglichkeit zur öffentlichen Bereitstellung der Daten ist daher optional. Die Projektverantwortlichen können selbst entscheiden, ob die Daten nur ihnen, ausgewählten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oder ganz frei zugänglich sein sollen. Daten können nach Ablauf einer Sperrfrist auch automatisch frei zur Verfügung gestellt werden.
Der freie Zugang zur Wissenschaft ist nicht nur an der Universität Hamburg von Bedeutung. Die Stadt Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, dass Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung frei zugänglich gemacht werden sollen. Unter Federführung der Universität Hamburg erarbeiten die Hamburger Hochschulen derzeit ein Konzept für ein hochschulübergreifendes Web-Portal. Ein Prototyp soll bis Ende 2018 zur Verfügung stehen.
Anbindung an das Forschungsinformationssystem
Datenquelle für das entstehende Archiv soll das geplante Forschungsinformationssystem (FIS) der Universität Hamburg sein, dessen Betrieb mittlerweile auch vom FDM-Zentrum übernommen wurde. Neben relevanten Personendaten und Publikationen können im FIS auch Metadaten zu Forschungsprojekten hinterlegt werden. „Im FIS befinden sich bereits 25.000 Datensätze. Es ist anzunehmen, dass ungefähr 30% davon fei zugänglich sind“, berichtet Thiemann. Das FIS sei ein großer Mehrwert, weil Daten dann nur einmal eingegeben und automatisiert in andere Systeme eingepflegt werden können.
Universität Hamburg erhält Zuschlag für die „Open Repositories 2019 Conference“
Im Jahr 2019 wird die Universität Hamburg die internationale „Open Repositories Conference“ (3. bis 6. Juni 2019) ausrichten. Die jährlich stattfindende, internationale „Open Repositories Conference“ findet damit das erste Mal in Deutschland statt und führt Nutzer und Entwickler von digitalen Datenbanken aus verschiedenen Bildungseinrichtungen, Behörden, Bibliotheken, Galerien, Archiven und Museen zusammen.