Nachwuchsförderung in HamburgDie Hamburg Research Academy informiert, berät und vernetztAnlaufstelle für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
14. August 2017, von Giselind Werner
Foto: UHH/Rademacher
Seit April 2017 haben neun Hochschulen in Hamburg eine gemeinsame Anlaufstelle für Promovierende und Postdocs: die Hamburg Research Academy (HRA). Noch ist sie im Aufbau begriffen – wir haben den wissenschaftlichen Direktor der HRA Prof. Dr. Marc Föcking und die stellvertretende Geschäftsführerin Elena Nendza zum aktuellen Stand und zu den weiteren Plänen befragt.
Was ist das Besondere der HRA?
Prof. Marc Föcking: Das Besondere ist, dass wir nicht nur fakultätsübergreifend, sondern hochschulübergreifend die überfachlichen Angebote zur Aus- und Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses bündeln und weiterentwickeln wollen.
In anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern gibt es vergleichbare Zusammenschlüsse von Hochschulen und Fachhochschulen, im Rahmen eines Stadtstaates ist dieses Projekt in dem Umfang jedoch eines der ersten.
Und was wird die Kernaufgabe der HRA sein?
Elena Nendza: Wir bauen eine Plattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf, bei dem alle von der Promotion bis zur Professur und als Betreuende informiert und beraten werden über Möglichkeiten, sich überfachlich weiterzubilden.
An den verschiedenen Hochschulen und den Fakultäten gibt es zum Teil hervorragende Angebote. Oftmals sind die jedoch sehr weit verstreut und besonders im Web schwer zu finden. Die HRA möchte die zahlreichen Kurse und Trainings zunächst so bündeln und systematisieren, dass sie für alle Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler schnell und transparent gefunden werden können.
Darüber hinaus wird es in enger Absprache mit den Mitgliedern und Zielgruppen auch darum gehen, Qualifizierungskonzepte zu entwickeln, die das bestehende Angebot an den Hochschulen und Fakultäten bedarfsgerecht ergänzen.
Ziel soll sein, dass sich sowohl die ansässigen als auch die neu ankommenden Promovierenden, Postdocs und Juniorprofs schnell in der Hamburger Forschungslandschaft zurechtfinden und durch leicht auffindbare Angebote ihre individuelle Karriere gezielt weiterentwickeln können. Wir möchten besonders jenen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Anlaufstelle anbieten, die nicht in strukturierten Programmen bereits auf gute Unterstützung zurückgreifen können.
MF: Ein wichtiger Punkt wird zudem sein, sowohl die Karriereschaltstellen zwischen Promotion und Postdoc sowie Postdoc und Professur im Blick zu behalten, als auch den wissenschaftlichen Nachwuchs für außeruniversitäre Karrierewege durch passgenaue Informationen vorzubereiten. Schließlich streben nicht alle Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler der Hamburger Hochschulen den Karriereweg der Professur an.
Wir wollen die, die nach der Promotion einen anderen Berufsweg einschlagen möchten, ebenso unterstützen wie die, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben.
EN: Gerade in Bezug auf die individuelle Karriereentwicklung kooperiert die HRA mit fakultären und zentralen Einrichtungen an den Hochschulen, die bereits tolle Angebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs anbieten. An der Universität Hamburg sind unsere Partner etwa das Referat Nachwuchsförderung aus der Abteilung für Forschung und Wissenschaftsförderung, die Personalentwicklung oder das Hamburger Zentrum für universitäres Lehren und Lernen. Zugleich kooperieren wir mit den zahlreichen Graduierteneinrichtungen der Fakultäten und Hochschulen.
Wie sieht die Arbeitsteilung mit den bestehenden Servicestellen konkret aus?
MF: Wir sind ja noch im Aufbau. Wir haben seit einem guten Jahr mit den operativen Stellen der Hochschulen zusammengearbeitet, um unser Programm und unser Profil zu schärfen. Wir bündeln wie gesagt zunächst bestehende Angebote und vernetzen sie. Wir verstehen uns aber auch als Schnittstellenmanager, der die Fragestellungen zum Thema Nachwuchsförderung an den Hochschulen erhebt, Synergien zwischen den Kooperationspartnern erkennt und diese entsprechend dem Nutzen für die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aufarbeitet.
Wir zeigen, welche Instanz genau was, wo und wann zum Thema Promotion, Karriereentwicklung, Familienangelegenheiten, Weiterbildung oder Forschungsförderung macht. In Zukunft wird es so sein, dass wir auch eigene Beratung anbieten, die sich jedoch ausschließlich als Erstberatung versteht, um dann an die Expertinnen und Experten zu vermitteln. Die fachliche Beratung wird natürlich an den Fakultäten und Hochschulen bleiben.
Welche Lücke schließt die HRA?
MF: Da gibt es mehrere: Für die Universität Hamburg bauen wir eine Plattform auf, die das ganze Angebot der sehr unterschiedlichen Anbieter zusammenfasst. Wir planen auch die Einführung einer Software, um das Qualifizierungsangebot sichtbar und buchbar zu machen – auch damit freie Restplätze genutzt werden können bspw. von Interessierten anderer Fakultäten für fakultäre Angebote oder von Interessierten anderer Hochschulen. Das gibt es so in Hamburg noch nicht.
Des Weiteren wollen wir mit interessanten Veranstaltungen die Zielgruppen interdisziplinär und hochschulübergreifend miteinander vernetzen.
EN: Ein besonderer Schwerpunkt im HRA-Angebot wird die Nachwuchsförderung von Postdocs und internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sein. Wir wissen dank bundesweiter Studien und aufgrund interner Erhebungen, dass für diese Nachwuchsgruppen in Hamburg mehr getan werden muss.
Und wie ist die HRA strukturell aufgebaut?
Es wird künftig ein Direktorium geben, das aus drei Vertretern der Universität Hamburg und drei Vertretern der anderen Hochschulen besteht. Dann werden wir mit dem HRA-Rat ein Gremium haben, in dem alle Fakultäten der UHH, die Graduiertenschulen der Fakultäten der UHH und der Hamburger Hochschulen vertreten sind.
Dieser HRA-Rat ist das Herzstück der HRA, denn hier kommen alle Vertreterinnen und Vertreter der Hochschulen zusammen, um die Bedarfe in der Nachwuchsförderung zu diskutieren. Besonders ist, dass in diesem HRA-Rat auch die Promovierenden und Postdocs vertreten sein sollen, um an der Gestaltung des HRA-Angebotes mitwirken zu können. Sie kennen ihre Bedarfe schließlich am besten. Aus diesem Grund wird es neben dem Direktorium und dem HRA-Rat auch einen Promovierenden- und Postdoc-Rat geben, die Vertreter in den HRA-Rat entsenden.
Sie starten ja gerade erst. Wie sind denn die konkreten Ausbaustufen der HRA und wie sieht das Ziel aus?
MF: In einem ersten Schritt haben wir zunächst die Homepage der HRA fertiggestellt mit einem umfangreichen Informationsangebot sowohl für die Universität Hamburg als auch die kooperierenden Hochschulen. An der Website wird kontinuierlich weitergearbeitet.
Wir sind jetzt dabei, das Direktorium zu konstituieren, dann die weiteren Arbeitsfelder zu besetzen.
Es wird dann auch eine richtige Beratungsstelle geben. Dort können wir dann Beratung, Kurse oder Netzwerktreffen anbieten.
EN: Auch wenn wir erst 2018 richtig mit der Beratung starten: Wir freuen uns jetzt schon über Feedback, Fragen oder Anregungen. Also: Kommen Sie gerne auf uns zu!
Informationen über die HRA
Website der HRA:
Geplante künftige Mitglieder der HRA sind:
- Universität Hamburg (UHH)
- Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)
- Technische Universität Hamburg (TUHH)
- HafenCity Universität Hamburg (HCU)
- Helmut-Schmidt-Universität (HSU)
- Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HFMT)
- Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK)
- Bucerius Law School (BLS)
- Kühne Logistics University (KLU)