Was gegen Hatespeech im Netz hilft
11. Oktober 2021, von Niklas Keller
Foto: pixabay/LoboStudioHamburg
Große Teile des Lebens finden heutzutage im digitalen Raum statt. Insbesondere in den sozialen Netzwerken stößt man dabei immer wieder auf Hass und Diskriminierung. An der Universität ist Hatespeech zum einen ein Forschungsgegenstand, zum anderen gibt es auch zahlreiche Anlaufstellen für Betroffene.
Der Begriff „Hatespeech“ ist weit verbreitet, doch was versteht man darunter? „Wenn andere angegriffen, beleidigt oder diskriminiert werden, weil sie Teil einer bestimmten Gruppe sind, dann handelt es sich um Hatespeech“, erklärt Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw, Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaft. Sie forscht unter anderem zur Kommunikation in sozialen Netzwerken. „Angegriffen werden Menschen zum Beispiel häufig wegen ihres Aussehens, ihrer Geschlechtsidentität oder ähnlicher Faktoren“, sagt die Forscherin.
Obwohl 90 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer nur mitlesen und sich gar nicht selbst zu Wort melden, ist die Minderheit laut. Und eine Ausnahmesituation wie die Pandemie kann zudem vorhandene Spannungen steigern: Viele Menschen sind frustriert, emotional und fühlen sich machtlos. Solche Gefühle können zu Angriffen gegenüber anderen Menschen führen.
Hassbotschaften melden und wenn nötig anzeigen
Sollte man von Hass im Netz betroffen sein, empfiehlt die Professorin, Beiträge immer bei der entsprechenden Plattform zu melden. Der Aufwand sei überschaubar und auf diese Weise werde Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Nutzer oder eine Nutzerin gelenkt. Zudem wäre eine weitere Maßnahme, die entsprechende Person zu blocken. „So schütze ich mich, aber auch andere Personen, die mir folgen“, rät Kleinen-von Königslöw.
Da unter anderem Volksverhetzung und Beleidigung strafbar sind, sollten – insbesondere bei Drohungen – immer auch Screenshots gemacht und im Zweifel eine rechtliche Beratung, etwa zu einer Anzeige, eingeholt werden. Häufig kann es helfen, wenn Täterinnen und Täter auf diese Weise die Konsequenzen ihrer Kommunikation aufgezeigt bekommen. „Eine Anzeige stellt klar: Auch in sozialen Netzwerken gelten Regeln, an die sich alle halten müssen.“
Auch wenn man nicht selbst das Ziel ist, kann man Betroffenen helfen, indem man sie solidarisch unterstützt – in Form von Kommentaren oder persönlichen Nachrichten – und Angriffe meldet.
Anlaufstellen an der Universität
Wer Fragen zu dem Thema hat oder Unterstützung braucht, findet auch an der Universität verschiedene Anlaufstellen. „Eine vertrauliche, ergebnisoffene und auf Wunsch anonyme Beratung kann dabei helfen, mit Hatespeech-Erfahrungen umzugehen und mögliche Schritte abzuwägen“, sagt Dr. Lisa Gutenbrunner. Sie ist im Beratungszentrum für Gesundheit und Zusammenarbeit an der Universität zuständig für Sozialberatung, Suchtprävention und sexualisierte Diskriminierung. Während sich dieses Angebot an Mitarbeitende richtet, können Studierende sich an die Kontakt- und Beratungsstelle bei sexueller Diskriminierung und Gewalt wenden. Darüber hinaus sind die entsprechenden Beschwerdestellen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ansprechbar.
19NEUZEHN
Dieser Artikel ist in Ausgabe 17 des Hochschulmagazins 19NEUNZEHN zum Wintersemester 2021/22 erschienen. Die vollständige Ausgabe des Heftes sowie das Archiv der vergangenen Ausgaben finden Sie auf dem Online-Auftritt des Magazins.