Fast Track-ProgrammPromovieren auf der Überholspur
11. Oktober 2021, von Anna Priebe
Foto: Simone Litz
Bachelor, Master, Promotion – diesen gängigen Weg verkürzt das Fast Track-Programm. Finanziert aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder bietet es ausgewählten herausragenden Studierenden die Gelegenheit, direkt im Anschluss an das Bachelorstudium zu promovieren. Alissa Miriam Drees aus dem Fachbereich Chemie wird als eine der ersten vier Teilnehmenden gefördert.
Sie schreiben Ihre Dissertation im Rahmen des Fast Track-Programms. Wie sind Sie auf das Angebot aufmerksam geworden?
Ich wurde von Prof. Markus Fischer, der meine Bachelorarbeit betreut hat, darauf angesprochen, dass es diese Möglichkeit geben könnte. Ich habe aber erst noch ein Jahr ganz normal meinen Master angefangen, bevor das Fast Track-Programm 2020 gestartet ist.
Der Master ist ja auch Teil des Programms.
Die Promotionszulassung bekommt man unter der Voraussetzung, dass man in den ersten zwei Jahren den Masterabschluss absolviert, also alle Vorlesungen besucht und die Masterarbeit schreibt – aber als Teil der Promotion. In dieser Phase bekomme ich ein Stipendium und forsche parallel für meine Dissertation. Nach dem Master folgt eine zweijährige Phase als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, um die Promotion abzuschließen.
Können Sie kurz beschreiben, wozu Sie promovieren?
Ich forsche zu sogenannten Aptameren. Das sind Nukleinsäuren, die sich so zu dreidimensionalen Strukturen falten, dass sie zum Beispiel gezielt mit Proteinen interagieren können. Speziell geht es um die Krankheit Mukoviszidose, bei der eine der häufigsten Todesursachen die Infektion mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa ist. Die Infektion führt zu einer schweren Lungenentzündung und könnte mit den Aptameren vielleicht verhindert werden, indem sich die Aptamere außen an das Bakterium setzen und es so unschädlich machen. Die Aptamere werden dafür künstlich hergestellt und es geht darum, unter 1015 – also einer Billiarde – verschiedenen Varianten die Kandidaten zu finden, die am besten geeignet sind.
Was hat Sie daran gereizt, direkt nach dem Bachelor mit der Promotion anzufangen?
Während meines Bachelorstudiums habe ich gemerkt, dass mir die Forschung besonders viel Spaß macht, vor allem, wenn es eigenständige Projekte sind. Das kann ich jetzt bei der Promotion super umsetzen. Mit den biochemischen Methoden hatte ich vorher noch keine Berührungspunkte, aber da habe ich mich schnell eingearbeitet.
Fühlten Sie sich gut auf die Promotion vorbereitet?
Das erste Handwerk habe ich auf jeden Fall im Bachelor gelernt. Und der Master läuft ja auch nebenbei. Ich habe zum Beispiel Kurse speziell in Biochemie belegt, was mir jetzt sehr hilft. Und ansonsten sammle ich einfach in der Praxis Erfahrung. Ich arbeite viel im Labor und tausche mich dort mit den Kolleginnen und Kollegen aus.
Wie wird Ihre Arbeit begleitet?
Meine Promotion wird von drei Professorinnen und Professoren betreut, mit denen ich mich monatlich treffe. Meinen Hauptbetreuer spreche ich sogar jede Woche und ich kann jederzeit alle Fragen stellen. Zudem haben wir Zugang zum Fortbildungsprogramm der Hamburg Research Academy.
Wie geht es für Sie nach dem Fast Track weiter?
Meinen Bachelor habe ich im Bereich Lebensmittelchemie gemacht und jetzt arbeite ich eher in der medizinischen Chemie. Das sind Gebiete, die ich mir auch für später vorstellen kann. Auf jeden Fall möchte ich nach der Promotion gerne in der Forschung bleiben, aber ob an der Uni, in einem Institut oder einem Unternehmen, das weiß ich noch nicht.
Fast Track
Das Programm ist im Herbst 2020 gestartet – damals im Pilotbetrieb an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften. Seit dem Frühjahr 2021 richten sich die Ausschreibungen auch an Studierende der Fakultät für Geisteswissenschaften und der Fakultät für Erziehungswissenschaft. Neben der monatlichen finanziellen Förderung über zwei Jahre gibt es ein Begleitprogramm mit Qualifizierungs- und Vernetzungsangeboten, das von der Hamburg Research Academy mitorganisiert wird. Das Fast Track-Programm verkürzt die Dauer von Masterstudium und Promotion insgesamt um ein Jahr.
19NEUZEHN
Dieser Artikel ist in Ausgabe 17 des Hochschulmagazins 19NEUNZEHN zum Wintersemester 2021/22 erschienen. Die vollständige Ausgabe des Heftes sowie das Archiv der vergangenen Ausgaben finden Sie auf dem Online-Auftritt des Magazins.