Mit Mut, Herzblut und MaskeEngagement während der Pandemie
11. Oktober 2021, von Anna Priebe
Foto: UHH/Lutsch, Johanniter
Ob Studium, Forschung oder Arbeit in der Verwaltung: Die Corona-Pandemie ist für alle Mitglieder der Universität eine große Herausforderung. Viele haben sich trotz der Belastungen und Einschränkungen aktiv im Kampf gegen das Virus engagiert. Christopher Hirch und Alexandra Callenberg sind zwei von ihnen.
Größere Unfälle, Evakuierungen für Bombenentschärfungen oder Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen: Christopher Hirch hat während seiner acht Jahre als Helfer beim Katastrophenschutz der Johanniter in seinem Heimatkreis Harburg viel erlebt. Doch die Pandemie hat auch erfahrene Einsatzkräfte wie ihn vor besondere Herausforderungen gestellt. Direkt im März 2020 ging es los: „Es gab in einem Seniorenheim einen großen Corona-Ausbruch. Wir haben die Patientinnen und Patienten zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht, weil der normale Rettungsdienst das alleine nicht leisten konnte“, erinnert sich der Theologiestudent. Einige Bewohnerinnen und Bewohner waren bereits verstorben, viele Pflegekräfte selbst erkrankt und in Quarantäne. Für den 24-Jährigen wurde die Pandemie bei diesem Einsatz sehr schnell sehr real.
„Man wusste damals noch nicht so viel über das Virus. Aber wir hatten klare Pläne, wie bei so ansteckenden Erkrankungen vorzugehen ist, und auch die Ausrüstung war vorhanden“, so Hirch. Angst vor einer Ansteckung habe er während seines Engagements daher nicht gehabt, zumal er durch den Einsatz die Möglichkeit hatte, zu helfen und die Situation zu verbessern. Das war ihm umso wichtiger, weil er durch seine Kolleginnen und Kollegen einen direkten Einblick in die Situation in Krankenhäusern und Pflegeheimen bekam. „Man hört zwar auch viel in den Medien, aber die direkten und persönlichen Erzählungen von den Zuständen und dem Personalmangel sind mir sehr nahegegangen.“
Unterstützung beim Aufbau der Kontaktnachverfolgung
Mitte 2020 sah es so aus, als könnte Christopher Hirch auch in der Nachverfolgung von Kontaktpersonen von an Corona Erkrankten zum Einsatz kommen – ein wichtiger Bestandteil der Pandemieeindämmung. „Wir hatten sogar schon Fortbildungen, wurden dann aber doch nicht eingesetzt.“ Anders als Alexandra Callenberg, die sich freiwillig meldete, um die Verwaltung der Hansestadt in diesem Bereich zu unterstützen.
Callenberg arbeitet in der Stabsstelle Tagungsmanagement und Hörsaalplanung der Universität und bearbeitete dort Anfang 2020 noch einen großen Kongress, der aber schnell abgesagt wurde: „Da habe ich mich schon gefragt, was ich jetzt in den kommenden Monaten machen kann.“ Nach einem Aufruf der Personalabteilung habe sie sich gemeldet, um zu unterstützen: „Es war sehr spannend, in diesem historischen Kontext aktiv zu werden und aus nächster Nähe zu sehen, wie die Stadt Maßnahmen gegen die Pandemie entwickelt.“
Nachdem sie einige Wochen geholfen hatte, Tausende Anträge auf Corona-Soforthilfe zu bearbeiten, wechselte sie ins Gesundheitsamt. „Im Mai und Juli 2020 gab es relativ wenig Infektionsfälle in Hamburg“, erinnert sich Callenberg. Aber die Stadt hatte die Vorgabe, entsprechend der Prognosen Kapazitäten für die Kontaktnachverfolgung zu schaffen. „Uns erschienen die Maßnahmen damals fast übertrieben, aber glücklicherweise wurde für die Entwicklung im Herbst vorgesorgt.“
Die 43-Jährige half, entsprechende Strukturen aufzubauen. „Am Telefon selbst saßen medizinisch geschulte Personen, also Pflegerinnen und Pfleger sowie Ärztinnen und Ärzte. Ich war mit dafür verantwortlich, dass alle einen Arbeitsplatz hatten.“ Die Veranstaltungsmanagerin organisierte das technische Equipment sowie das Einarbeiten der neuen Mitarbeitenden und beantwortete deren Fragen. Die Stimmung im Team war dabei eine große Motivation: „Nach meiner Erfahrung waren da viele mit Herzblut und dem absoluten Willen dabei, etwas Wichtiges zu tun und zu helfen.“
Tränen der Erleichterung Im Impfzentrum
Ab Juli 2020 war Callenbergs Herzblut wieder an der Universität gefragt, wo die Stabsstelle Tagungsmanagement und Hörsaalplanung inzwischen für die Organisation von rund 1.000 Klausuren zuständig war, die coronakonform in Präsenz stattfinden sollten. Für Christopher Hirch ging es nach dem digitalen Sommer- und dem digitalen Wintersemester Anfang 2021 wieder richtig los: im Impfzentrum der Johanniter. „Der Arbeitsmarkt für qualifiziertes medizinisches Personal war schon vor Corona leergefegt. Im Katastrophenschutz haben wir eine medizinische Ausbildung und können für diese Zwecke eingesetzt werden“, so der Student, der während des Sommersemesters 2021 vor allem an den Wochenenden aushalf.
„Wie alle anderen will ich möglichst schnell aus der Pandemie raus – und Impfungen sind der Weg dafür“, betont Hirch. Dabei erlebt er immer wieder bewegende Momente, etwa, wenn Menschen, die gerade geimpft wurden, in Tränen ausbrechen: „Viele ältere und schwer vorerkrankte Menschen sind mehr als ein Jahr lang quasi nicht vor die Tür gegangen, und die Impfung gibt ihnen jetzt ihr Leben zurück. Die sind einfach nur erleichtert.“ Manche Menschen wiederum hätten kaum ein Bild davon, wie groß die Bedrohung und das Leid durch Corona für viele seien: „Man kann sich das nur schwer vorstellen, aber ich sehe das immer wieder bei meinen Einsätzen.“
Auf dem Weg zurück in die Normalität blickt Hirch auch auf positive Erfahrungen in der Pandemie zurück. Die öffentliche Diskussion legt den Fokus auf die Zustände im Gesundheitssystem und viele Menschen engagieren sich – ob im Verein, in der Nachbarschaftshilfe oder mit Einkäufen für ältere Verwandte. „Es heißt ja oft, jeder sei sich selbst der Nächste, aber die allermeisten Menschen sind nicht so, sie sind solidarisch“, bilanziert Hirch. Auch das Katastrophenschutz-Team habe das gemerkt, als sich viele Menschen ohne medizinische Ausbildung spontan für den Einsatz im Impf- und Testzentrum gemeldet hätten. Für die Zukunft bleibt er daher zuversichtlich: „Ich hoffe, dieses Engagement, diese Rücksicht und diesen Einsatz für die Gesundheitsbranche können wir auch in die Zeit nach der Pandemie mitnehmen.“
19NEUZEHN
Dieser Artikel ist in Ausgabe 17 des Hochschulmagazins 19NEUNZEHN zum Wintersemester 2021/22 erschienen. Die vollständige Ausgabe des Heftes sowie das Archiv der vergangenen Ausgaben finden Sie auf dem Online-Auftritt des Magazins.