Von einem, der wegging … in die USATizian Otto über sein Promotionssemester in New York
8. April 2021, von Christina Krätzig
Foto: privat
Im Januar 2020 reiste der Wirtschaftswissenschaftler Tizian Otto (27) nach New York, um mit einer Förderung im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder seine Dissertation voranzubringen. Die Corona-Pandemie ließ ihn eine Stadt im Ausnahmezustand erleben.
Weil ich mich insbesondere für die Zusammenhänge und Entwicklungen an den Finanzmärkten interessiere, habe ich den Fokus meiner Promotion auf diesen Bereich gelegt. Dafür wollte ich unbedingt ein Forschungssemester in den USA verbringen – am liebsten in New York, dem weltweit wichtigsten Finanzzentrum. Im Januar 2020 war es dann soweit: Ich bezog ein WG-Zimmer in Manhattan und startete das Frühlingssemester an der New York University.
In Doktorandenkursen und Forschungsseminaren konnte ich namhafte Forschende und spannende Gastvorträge von Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis erleben. Der wissenschaftliche Diskurs wurde dabei kritisch, jedoch stets konstruktiv geführt. Ich promoviere zu kapitalmarktbezogenen Erklärungs- und Vorhersagemodellen und habe von der besonderen Expertise und offenen Diskussionskultur vor Ort sehr profitiert, da ich sowohl Feedback zu aktuellen Projekten als auch Anstöße für neue Forschungsfragen einholen konnte.
Ein leeres und gespenstisches New York während der Corona-Pandemie
Sozial war ich durch Mitbewohnerinnen und Mitbewohner sowie Kolleginnen und Kollegen mit spannenden, oft internationalen Backgrounds direkt eingebunden. Zum Glück blieb neben der Forschung auch noch Zeit, um mit ihnen die Stadt, die tatsächlich niemals schläft, in all ihren Facetten zu entdecken. Die Corona-Pandemie schien zu Anfang noch weit weg, doch dann ging im März 2020 alles ganz schnell: Mit Ladenschließungen und Einreiseverbot war New York plötzlich wie ausgestorben. Keine Autos auf den Straßen, kaum Menschen unterwegs und selbst der Times Square war verwaist. Es war richtig gespenstisch. Die Supermärkte hatten zwar weiterhin geöffnet, doch bei den großen Ketten waren nahezu alle haltbaren Lebensmittel vergriffen. Glücklicherweise gab es kleinere Supermärkte, die zwar etwas teurer, dafür aber nie komplett leergekauft waren.
Auch die Uni schloss von heute auf morgen. Dabei fand ich es beeindruckend, wie der komplette Lehrbetrieb unmittelbar auf digitale Formate umgestellt wurde, sodass praktisch keine Kurse, Seminare oder Vorträge abgesagt werden mussten. Am Anfang überwog, wie bei so vielen, die Hoffnung, dass der Spuk bald vorbei sein würde. Doch dann wurde New York nach und nach selbst zum Hotspot der Corona-Pandemie. Deshalb beriet ich mich mit meinem Professor in Hamburg und beschloss schweren Herzens, vorzeitig nach Deutschland zurückzukehren. Trotz aller Widrigkeiten und der frühzeitigen Abreise war der Aufenthalt in New York für meine Forschung eine sehr nützliche und für mich persönlich eine sehr eindrucksvolle Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte.
Tizian Ottos Aufenthalt an der New York University wurde durch das Programm „Hamburglobal PhD“ mit Mitteln der Exzellenzstrategie gefördert.
Die neue 19NEUNZEHN ist da!
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe 16 der 19NEUNZEHN erschienen.