Von einer, die herkam … aus ÖsterreichHeidi Danzl über ihre Promotion in Hamburg zu Corona-Zeiten
8. April 2021, von Tim Schreiber
Foto: Christian Darsow-Fromm
Doktorandin Heidi Danzl (41) hat die Alpen gegen ein Leben am Wasser eingetauscht. Trotz – oder gerade wegen – Corona kommt sie gut voran mit ihrer Promotion. Außerdem genießt sie die Natur und erlebt trotz eingeschränkter Möglichkeiten viele „Hamburg-Momente“.
Tatsächlich bin ich schon seit Beginn der Corona-Einschränkungen in Hamburg, aber erst seit Herbst 2020 bin ich als Erasmusstudentin für ein Jahr eingeschrieben. Natürlich ist das eine außergewöhnliche Zeit und manchmal ist es schon ein mulmiges Gefühl mit der Pandemie. Aber ich habe eine sehr sympathische Wohngemeinschaft in Moorburg und wohne in der Nähe vom „Völli“, dem Vollhöfner Wald. Das ist eine Art Urwald in Altenwerder, der seit rund 60 Jahren unberührt ist und gerade von der Abholzung bedroht war. Dort gehe ich sehr gern spazieren.
Nachhaltigkeit als Herzensthema
Ich habe mich bewusst für Hamburg entschieden, weil die Stadt genial ist, vor allem wegen der Nähe zum Wasser. Auch wenn natürlich kein normales Auslandssemester möglich ist, hatte ich schon viele „Hamburg-Momente“. Ich war zum Beispiel dabei, als das weltweit größte Containerschiff im Hafen zu Besuch war. In meiner Freizeit engagiere ich mich außerdem sehr für „Scientists for Future“. Gemeinsam mit vier anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern habe ich einen Podcast gegründet, den wir auch im Lockdown aufnehmen und in dem wir Hamburgerinnen und Hamburger vorstellen, die sich auf verschiedene Weise mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
Auch meine eigene Arbeit hat mit diesem Thema zu tun: Ich forsche interdisziplinär in einem neuen Bereich, der sich „Environmental Humanities“, also umweltorientierte Geisteswissenschaften, nennt. Für meine Doktorarbeit analysiere ich englischsprachige Romane, die sich mit globalen Umweltproblemen beschäftigen. Eigentlich bin ich an der Universität Salzburg eingeschrieben und promoviere im Fach Anglistik. In Hamburg bin ich aber in Philosophie eingeschrieben, weil ich gerne noch ein paar Kurse in diesem Fach machen wollte.
Großes Netzwerk durch viele Auslandsaufenthalte
Natürlich fehlt das Leben an der Uni, aber das Arbeiten geht online auch ganz gut. Ich habe ein Jahr in England studiert und zwei Jahre in den USA. Zudem war ich ein halbes Jahr in Südafrika und ein paar Monate in Indien. Über die Jahre habe ich also viel Auslandserfahrung gesammelt und ein großes Netzwerk aufgebaut, mit dem ich online kommuniziere. Mir tun gerade vor allem junge Studierende Leid, für die alles viel schwerer ist.
Bis Herbst möchte ich mit meiner Doktorarbeit fertig werden. Für dieses Ziel ist Corona ja eher hilfreich, weil nicht viel anderes stattfindet. Wenn ich damit durch bin, könnte ich mir gut vorstellen, in Hamburg zu bleiben. Mein Ziel ist es, als philosophische Praktikerin zu arbeiten – mit dem Schwerpunkt Gesellschaft und Umwelt.
Heidi Danzls Aufenthalt an der Universität Hamburg wird durch das Programm „Erasmus+“ gefördert.
Die neue 19NEUNZEHN ist da!
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe 16 der 19NEUNZEHN erschienen.