Was macht eigentlich ... die Hamburg Research Academy?
4. Dezember 2020, von Anna Priebe
Foto: Peter Oldorf
Der Weg in die Wissenschaft ist voller Herausforderungen. In der Hansestadt bündelt die an der Universität Hamburg administrierte „Hamburg Research Academy“ die Nachwuchsförderung von neun Hochschulen und ergänzt diese mit eigenen, vielseitigen Angeboten.
„Informationsvermittlerin und Impulsgeberin“ – so würde Geschäftsführerin Dr. Elena Nendza die Rolle der Hamburg Research Academy (HRA) innerhalb der Wissenschaftslandschaft der Hansestadt beschreiben. „Wir unterstützen bei der Weiterentwicklung und Schärfung von Fähigkeiten, die unabhängig vom Fach karriererelevant sind und lotsen durch die entsprechenden Angebote der Hochschulen“, so Nendza. Auch bereite die HRA auf alternative Karrieremöglichkeiten vor, „denn nicht alle können oder wollen in der Wissenschaft bleiben“.
Die Themen der HRA sind entsprechend vielfältig: von der Gestaltung guter Betreuungsverhältnisse in der Promotion über internationale Mobilität bis zum Karrieresystem Wissenschaft, gute wissenschaftliche Praxis und Wissenschaftskommunikation.
Dabei richtet sich die Einrichtung nicht nur an Promotionsinteressierte, Promovierende und Postdocs, sondern auch an Juniorprofessorinnen und -professoren sowie wissenschaftlich Betreuende im Allgemeinen. Angeboten werden neben individuellen Beratungen auch Informationsveranstaltungen wie die „HRA spotlights“, Workshops oder große Vernetzungsveranstaltungen, wie zum Beispiel Karrieretage.
Dr. Cristina Sattarhoff, Postdoktorandin am Institut für Statistik, hat an einem der Karriereprogramme teilgenommen, die aus mehreren Modulen bestehen. In dem Programm für Postdocs stand das Karriereziel Professur mit Besonderheiten wie der Mikropolitik innerhalb des Hochschulsystems im Mittelpunkt:
„Ich habe unter anderem an meiner Kommunikation und Führungskompetenz gearbeitet – wichtige Voraussetzungen, wenn man, wie ich, eine Professur anstrebt. Auch die Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen, die das Programm mit mir absolviert haben, waren bereichernd. Die Inhalte haben sich genau an den Herausforderungen orientiert, mit denen ich in meiner akademischen Karriere konfrontiert bin.“
Auch gesellschaftliche Debatten greift die Einrichtung auf, etwa mit dem aktuellen Themenjahr zur sozialen Herkunft und Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft. Impulse für neue Themen kommen dabei auch direkt von den Promovierenden und Postdocs selbst: Im Promovierenden-Rat und Postdoc-Rat setzen sie sich für ihre Statusgruppen ein. Der Erziehungswissenschaftler Kay-Dennis Boom hat den Promovierenden-Rat mit aufgebaut:
„Wir sind acht Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Hochschulen und setzen uns für die Interessen der Promovierenden ein. Zudem organisieren wir Veranstaltungen wie die inter- und transdisziplinäre Forschungswerkstatt „Disciplines United“. Hier waren Promovierende und Postdocs aller Fachrichtungen und Hochschulen im Oktober eingeladen, Forschungsfragen zu verschiedenen Themengebieten zu entwickeln. So wollen wir die interdisziplinäre Kooperation in Hamburg weiter auf- und ausbauen.“
Eine weitere Veranstaltung des Promovierenden-Rats ist der „Three Minute Thesis-Wettbewerb“, bei dem Promovierende in 180 Sekunden möglichst verständlich das Thema ihrer Forschung erklären. Die Zahnmedizinerin Ola Nada forscht zur Stammzellgewinnung aus Zähnen und hat mit ihrer Präsentation im vergangenen Jahr den zweiten Platz belegt:
„Ich muss meine Arbeit oft erklären, etwa in Laboranträgen, aber der Wettbewerb war eine ganz neue Situation: schnell und klar formulieren – und das auf einer Bühne. Ich habe dabei viel von den anderen Teilnehmenden gelernt, zum Beispiel, was selbstbewusstes Auftreten und betontes Reden angeht. Bei solchen Gelegenheiten merkt man auch, dass man mit seiner Situation und den Herausforderungen nicht alleine ist. Und: Es ist klasse, seine Arbeit vorzustellen und zu sehen, dass sie begeistert. Oft arbeitet man ja eher vor sich hin. Toll finde ich außerdem, dass man dem Publikum einen Eindruck vermittelt, wie Promovierende so arbeiten.“
Bei all den Angeboten der HRA ist ein besonders wichtiger Teil der Arbeit die intensive Absprache mit den neun Mitgliedshochschulen. „An der Universität Hamburg kooperieren wir unter anderem mit der Personalentwicklung, dem Referat für Nachwuchsförderung, den Exzellenzclustern und den Graduiertenschulen“, so Nendza. „Nur so gelingt die zielgenaue Ergänzung der vorhandenen Angebote. Diese Art der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit ist in der Nachwuchsförderung bundesweit einzigartig.“
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Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der 19NEUNZEHN erschienen.