Von einem, der herkam … aus BrasilienThiago Pinto über sein Studium in Hamburg während der Pandemie
3. Dezember 2020, von Tim Schreiber
Foto: privat
Wirtschaftsstudent Thiago Pinto (22) musste sein Auslandssemester wegen der Corona-Krise verschieben und ist im zweiten Anlauf – trotz der Umstände – sehr gern in Hamburg.
Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Campinas im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. In meinem Studium beschäftige ich mich viel mit Lieferketten und komplexen Systemen in der Industrie. Bei diesen Themen spielt Deutschland eine große Rolle. Daher war für mich die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt in Deutschland klar.
Bereits im März 2020 bin ich nach Hamburg gekommen, um das Sommersemester hier zu verbringen. Dann kam aber die Corona-Pandemie und ich bin schon nach zwölf Tagen wieder nach Brasilien zurückgeflogen. Davor hatte ich länger mit meinen Eltern gesprochen. Die Entscheidung haben wir getroffen, weil niemand wusste, wie gefährlich das Virus wird und wie lange die Krise dauert. Außerdem ist mir klargeworden, dass ich kein normales Auslandssemester werde machen können und zum Beispiel nicht so viele Menschen kennenlernen kann. Das habe ich besonders gemerkt, als von den zehn Studierenden auf dem Flur meines Wohnheims fünf wieder nach Hause zurückgekehrt sind.
„Ich versuche, trotz Pandemie Land und Leute kennenzulernen“
Auch zurück in der Heimat habe ich digital an den Kursen teilgenommen. Ich habe vor allem Sprachkurse gemacht und mein Deutsch verbessert. Besonders gefreut hat es mich, als ich erfahren habe, dass ich für dieses Wintersemester wiederkommen kann. Seit September bin ich nun wieder da. Zwar finden die Kurse weiterhin digital statt, ich versuche aber so gut es geht, Land und Leute kennenzulernen.
Natürlich ist der Austausch jetzt nicht so, wie er in ganz normalen Zeiten wäre. Ich habe meine Erwartungen aber angepasst. Ich lebe in der Nähe des Stadtparks und mache dort viel Sport. Außerdem koche ich gern und treffe mich – mit Abstand – mit Mitstudierenden. Im Wohnheim haben wir die Möglichkeit, Kanus zu leihen, und so war ich schon einige Male auf der Alster unterwegs, was wunderschön war. In den kommenden Monaten möchte ich so viel wie erlaubt reisen und mir die großen Städte in Deutschland anschauen. Vermissen tue ich eigentlich nur das Essen und das gute Wetter in Brasilien.
Wenn ich in die Heimat zurückkehre, muss ich noch ein Praktikum machen und meine Abschlussarbeit schreiben. In Brasilien ist es normal, dass man nach dem Bachelor anfängt zu arbeiten, weil das Studium länger dauert. Ich werde nach fünf Jahren fertig sein – wegen der Corona-Krise noch etwas später als normal. Nach meinem Abschluss kann ich mir vorstellen, in der Beratung oder im Strategischen Management zu arbeiten, am liebsten in einem internationalen Unternehmen in São Paulo.
Thiago Pintos Aufenthalt an der Universität Hamburg wird durch das Zentralaustausch-Programm gefördert.
Die neue 19NEUNZEHN ist da!
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der 19NEUNZEHN erschienen. In der Rubrik „Hin & Weg“ berichtet zudem Geschichtsstudent Philipp Freitag von seinem Auslandssemester in Japan.