Volleyballer Julius Thole im InterviewZwischen Hörsaal und WM
7. Juli 2020, von Felix Willeke
Foto: FIVB
Deutscher Meister, Vizeweltmeister und Jurastudent: Das ist Julius Thole. Nun ist der Beachvolleyballer als „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2020 nominiert; bis Anfang August kann abgestimmt werden. Wie Thole Training, Wettkämpfe und sein Studium miteinander vereinbart, erzählt er im Interview.
Sie sind Anfang Juli 2019 zusammen mit Clemens Wickler in Hamburg Vizeweltmeister geworden. Wie läuft’s mit dem Studium?
Das Turnier zu Hause am Rothenbaum vor 13.000 Menschen war die beste Belohnung für die Entscheidung, Beachvolleyball zu spielen. Ich bin hier groß geworden, in der Nähe zur Schule gegangen und studiere 200 Meter die Straße runter. Das ist schon krass. Aber die Uni hat in diesem Semester so sehr wie noch nie gelitten. Generell bin ich aber Teilzeitstudent, also in der Zeit vor und nach der Saison.
Wie sieht Ihr Alltag als Student aus?
Wir Beachvolleyballer haben von April bis Mitte September Saison. In dieser Zeit bin ich so gut wie nie an der Uni und schreibe im Sommersemester maximal eine Klausur. Ab Mitte September habe ich fünf Wochen Sportpause, in der ich zum Beispiel Hausarbeiten schreibe. Das ist auch die einzige Zeit im Jahr, in der ich 30 Stunden pro Woche Zeit für das Studium habe. Dann fängt mit dem Wintersemester auch das Training wieder an. Das heißt: Elfmal die Woche trainieren und dazwischen immer wieder an die Uni. Dazu kommen dann zwischen Januar und März drei Trainingslager.
Wie koordinieren Sie das alles?
Da habe ich Hilfe von der Studienberaterin an meiner Fakultät und von der Laufbahnberatung am Olympiastützpunkt Hamburg / Schleswig-Holstein. Die stimmen unter anderem mit unseren Trainern die Trainingslager ab, sodass ich die Klausuren im Februar mitschreiben kann. Oder sie machen es möglich, dass ich Zeiten für Gruppenarbeiten als Erster wählen kann, um Studium und Sport zeitlich miteinander zu vereinbaren. Ich denke, Studium und Ausbildung sind für uns Sportler besonders wichtig. Eine Karriere im Sport ist endlich, sei es durch Verletzung oder Misserfolg. Deswegen braucht man einen Plan für die Zeit danach. Das ist der Grund, warum ich Studium und Sport parallel durchziehe.
Wie gehen Sie mit fehlender Motivation um?
Da gibt es einen großen Unterschied zwischen Uni und Sport. Im Winter machen wir viel Kraft- oder Ausdauertraining, da habe ich schon mal den Wunsch, auf der Couch liegenzubleiben. Aber dann sind Clemens, unser Team und auch mein eigener Erfolgsanspruch Motivation genug. Mich für das Studium zu motivieren, ist deutlich leichter. Gedanken wie: ‚Ich kann den Stoff nicht mehr sehen‘, habe ich nicht.
Welche Ziele verfolgen Sie jetzt?
Als Beachvolleyballer ist man mit 28 oder 29 im besten Alter, bis dahin würde ich gerne professionell spielen. Parallel ziehe ich das Studium aber weiter durch. In drei bis vier Jahren würde ich gerne das erste Staatsexamen in der Tasche haben.
Das Interview ist im Oktober 2019 in der Herbstausgabe der 19NEUNZEHN erschienen.
Online-Wahl zum „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2020
Julius Thole ist einer von fünf Top-Sportlern und -Sportlerinnen, die als „Sport-Stipendiat des Jahres“ 2020 nominiert sind. Der Preis wird von der Deutschen Sporthilfe und Deutschen Bank vergeben und ehrt Athletinnen und Athleten, denen die Kombination aus Spitzensport und Studium in besonderer Art und Weise gelingt. Abgestimmt werden kann bis zum 2. August online. Als Stimme zählen zusätzlich alle Social-Media-Posts mit dem Hashtag #Sportstipendiat2020Vorname, also etwa #Sportstipendiat2020Julius.