Von einer, die herkam … aus FrankreichOriane Aujean über ihr Jurastudium in Hamburg
15. April 2020, von Daniel Meßner
Foto: UHH/Saint Pere
Die Jurastudentin Oriane Aujean (20) hat es aus der Mitte Frankreichs in den hohen Norden des Nachbarlandes verschlagen. Sie will hier das deutsche Rechtssystem kennenlernen.
Ich bin seit Oktober in Hamburg und habe mich hier von Anfang an sehr wohl gefühlt. Gleich an den ersten Tagen habe ich mit anderen Erasmus-Studierenden die Stadt besichtigt. Da habe ich auch meinen Lieblingsort in Hamburg entdeckt: den Hafen. Wir haben eine Hafenrundfahrt gemacht und das war sehr beeindruckend.
„Ich mag das Leben im Studentenwohnheim“
In Frankreich studiere ich seit vier Semestern Jura auf Bachelor an der Universität in Bourges. Bourges ist eine Stadt etwas mehr als 100 Kilometer südlich von Orléans im Zentrum Frankreichs. Die Rechtsfakultät ist eigentlich Teil der Universität von Orléans. Wir haben dort viel weniger Erasmus-Studierende, weshalb in Bourges auch nicht viele Erasmus-Events stattfinden. Das ist hier anders und ich genieße es sehr, mich regelmäßig mit anderen Studierenden zu treffen. Auch im Wohnheim gibt es viele Austauschstudenten und ich mag das Leben dort sehr. Ich könnte mir sonst in Hamburg keine Wohnung leisten. Bislang fällt es mir allerdings noch schwer, deutsche Studierende kennenzulernen. Ich hoffe, dass sich das noch ändert.
Das Studium selbst ist ebenfalls schwierig für mich. Ich lerne seit zwölf Jahren Deutsch, aber in den Lehrveranstaltungen sprechen die Dozierenden so schnell, dass ich kaum etwas verstehe. Außerdem sind juristische Texte oft kompliziert geschrieben, sodass ich große Mühe habe, zu folgen. Aber ich bleibe zwei Semester, da habe ich noch Zeit, mich daran zu gewöhnen. Zum Glück habe ich eine Tutorin, die mir hilft, den Studienalltag zu organisieren.
„In Hamburg wird mehr auf Recycling geachtet“
Für Hamburg habe ich mich entschieden, weil es eine große und internationale Stadt ist. Das war mir wichtig bei der Wahl, wo ich meine Erasmus-Semester verbringe. Ich bin zum ersten Mal in Hamburg und was mir im Vergleich zu Bourges auffällt, ist, dass Umweltschutz hier eine größere Rolle spielt. In Hamburg wird zum Beispiel viel mehr auf Mülltrennung und Recycling geachtet, als ich es aus Frankreich gewohnt bin. Es fahren auch viel mehr Leute mit dem Fahrrad und der öffentliche Nahverkehr ist gut organisiert. Was ich außerdem mag: In Hamburg gibt es viel mehr Möglichkeiten, essen zu gehen, als in Bourges. Darum vermisse ich das französische Essen auch gar nicht.
Die Erasmus-Zeit will ich nutzen, um das deutsche Rechtssystem kennenzulernen. Denn ich interessiere mich für Europarecht und möchte später einmal in diesem Bereich als Anwältin oder Richterin arbeiten. Nach meinen zwei Semestern in Hamburg werde ich meinen Bachelor abschließen. Danach möchte ich meinen Master in einem deutsch-französischen Studiengang machen. Das geht in der Rechtswissenschaft aber derzeit weder in Bourges noch in Hamburg, daher muss ich für den Master woanders hingehen, nach Straßburg zum Beispiel.
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Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der 19NEUNZEHN erschienen. Die Ausgabe erscheint aufgrund der Corona-Pandemie vorerst nur online.