Die klimafreundliche StadtLokstedt als Vorreiter-Stadtteil
10. Mai 2019, von Felix Willeke
Foto: UHH/Riesenspatz
Wie kann ein Haushalt weniger Energie verbrauchen? Wie lässt sich Mobilität klimafreundlicher gestalten? Das sind einige der Fragen, denen das Projekt „Climate Smart City Hamburg“ nachgeht. Ein Gespräch mit der Projektkoordinatorin Kerstin Walz.
In Hamburg entfallen fast 50% der Emissionen auf die Bereiche Wohnen, Energienutzung und Verkehr. Für diese Themengebiete entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Centrums für Globalisierung und Governance im Rahmen des seit Sommer 2016 laufenden Projekts „Climate Smart City Hamburg“ nun neue Ideen, um die Stadt klimafreundlicher zu machen. Dabei fokussieren sie sich in ihren Untersuchungen auf den Stadtteil Lokstedt.
Frau Walz, was untersuchen Sie im Projekt „Climate Smart City Hamburg“ genau?
Wir schauen uns an, wie Klimaschutz, Stadtteilentwicklung und verschiedene Lebenswelten zusammen gedacht werden können. Daraus entwickeln wir Ideen, wie eine Stadt der Zukunft aussehen könnte. Zunächst haben wir uns mittels Befragungen ein Bild der aktuellen Situation gemacht. Bei der Mobilität haben wir zum Beispiel die Art der Fortbewegung untersucht. Im Anschluss sind wir in den Stadtteil gegangen und haben mit den Menschen über mögliche Lösungsansätze gesprochen: Ob sie sich beispielsweise vorstellen könnten, dass Parkraum zu öffentlichem Raum umgewandelt wird. Insgesamt wird gerade beim Thema Mobilität deutlich, wie wichtig die Infrastruktur ist. Die klimafreundlichen Angebote müssen die bequemeren und praktischeren werden. Der Klimaschutz allein reicht nicht als Motivation.
Warum haben sie sich gerade den Stadtteil Hamburg Lokstedt ausgesucht?
Lokstedt ein Stadtteil, in dem in den letzten Jahren die Bevölkerungszahl stark gewachsen ist und daher viel nachverdichtet wurde. Zudem haben wir hier viele verschiedene Gruppen von Menschen: Im Norden gibt es viele Einfamilienhäuser, wo Menschen der sogenannten bürgerlichen Mitte wohnen, die einen relativ großen ökologischen Fußabdruck haben, aber gleichzeitig oft sehr umweltbewusst sind. Im Süden dagegen gibt es aber auch sozialen Wohnungsbau, gemischt mit Mietwohnungen aus dem gehobenen Preissegment. Durch die Nachverdichtung ist es jetzt notwendig, dass die Stadt neue Infrastrukturen schafft. Das war für uns ein sehr guter Ansatzpunkt und hat Lokstedt für uns als Untersuchungsgebiet interessant gemacht.
Das Projekt wird im Sommer 2019 abgeschlossen. Wie sehen Sie die Möglichkeiten, die erarbeiteten Maßnahmen umzusetzen?
Wir haben bereits konkrete Aktionen durchgeführt. So gab es 2018 die Energiespartage Lokstedt. Dort haben Expertinnen und Experten über Einsparmöglichkeiten bei der Haushaltsenergie informiert. Außerdem sind wir von Anfang an mit einem E-Lastenfahrrad im Stadtteil unterwegs, um mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu kommen. Dieses Fahrrad soll im Stadtteil bleiben und dann möglichst vielen Lokstedterinnen und Lokstedtern kostenlos zur Verfügung stehen. Dafür läuft gerade ein Ideenwettbewerb.
Grundsätzlich fließen unsere Ergebnisse in die bezirkliche Entwicklungsplanung und in den Hamburger Klimaplan ein. Welche Ideen letztlich wie weiterverfolgt werden, steht dann im Juli 2019 mit dem Abschlussbericht fest. Es würde sich aber aus unserer Sicht auf jeden Fall lohnen, weiter zu forschen. Wir sind jetzt im Stadtteil bekannt und haben ein Netzwerk und Vertrauen aufgebaut. Darauf kommt es an, es muss eine Vernetzung von Lebenswelten, Perspektiven sowie verschiedenen Akteursgruppen und Praxispartnern stattfinden. Es braucht klare Zielvorstellungen, was den Klimaschutz in Städten angeht, aber auch eine Offenheit des Weges dorthin. Daher müssen wir mit allen Bevölkerungsgruppen kontinuierlich den Dialog suchen, um herauszufinden, wohin wir gehen wollen.
Wer ist an dem Projekt noch beteiligt?
Neben der Universität sind die Leitstelle Klima der Behörde für Umwelt und Energie, das Fachamt der Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamts Eimsbüttel und das Fachgebiet Stadtplanung und Regionalentwicklung der HafenCity Universität Hamburg beteiligt. Darüber hinaus haben wir noch einzelne Partner für die spezifischen Themenfelder gewonnen. Das sind zum Beispiel für Haushaltsenergie der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V., für Mobilität die hySOLUTIONS GmbH und für Abfallwirtschaft die Stadtreinigung Hamburg.
Weitere Informationen
Die Homepage des Projektes „Climate Smart City Hamburg“
Engels, Anita; Walz, Kerstin (2018): Dealing with Multi-Perspectivity in Real-World Laboratories: Experiences from the Transdisciplinary Research Project Urban Transformation Laboratories. In: GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, Volume 27, Supplement 1, 2018, pp. 39-45(7)
Dieser Beitrag ist Teil des Artikels "Heimatforschung" im Jubiläumsmagazin "20NEUNZEHN" der Universität Hamburg.