Tarzan, Skat und KunstAlumnus Otto Waalkes im Interview
14. Oktober 2019, von Anna Priebe
Foto: Otto Waalkes
19NEUNZEHN stellt regelmäßig Alumni der Universität vor. Dieses Mal im Interview: Otto. Zum 100. Geburtstag der Universität hat der Komiker und Künstler eigens einen „Unifanten“ kreiert. Im schriftlichen Interview teilt er seine Weisheit.
Spricht Sie eigentlich jemals jemand mit Herr Waalkes an oder sind Sie einfach automatisch der Otto?
Herr Waalkes hab ich ja noch nie gehört! Sogar in meinem Ausweis steht nur OTTO. Glaub ich jedenfalls.
Sie sind heute quasi deutsches Kulturgut. War das während Ihres Studiums an der Universität Hamburg absehbar?
Ja, ein bisschen schon. Erstens war ich beim Skatspielen in der Mensa tierisch gut. Und zweitens hab ich das schon gemerkt, als es für mich ans Unterrichten ging. Als ich die ersten Kunstschüler vor mir hatte, da hatte ich ja schon meine erste Platte aufgenommen und war ein bisschen als Komiker bekannt. Die riefen ständig nur: ‚Mach mal den Tarzanruf!‘ Ich hab’s also sogar als Lehrer geschafft, die Schüler vom Unterricht abzulenken. Da bin ich eben zurück auf die Bühne.
Sie haben Kunstpädagogik an der Universität und an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) studiert. Wie sah ein typischer Vorlesungstag bei Ihnen aus?
Ich musste ja ständig hin und her, malen an der HFBK und dann wieder zurück zur Uni, pädagogische Anthropologie und Lehrmethoden des 18. Jahrhunderts, dann wieder zur HFBK malen, malen, malen, und natürlich das ganze Skatspielen in der Mensa nicht zu vergessen.
1972 hatten Sie Ihren ersten großen Liveauftritt im Audimax. Wie war es, in einer anderen Rolle im Hörsaal zu stehen?
Das war tierisch! Da wusste ich, dass die Uni doch für was gut war. Bei dem Auftritt hab ich ja auch gleich meine allererste Platte aufgenommen. Ich hatte dafür extra ein Tonband gemietet und die Plakate für die Show hatte ich selbst gezeichnet und nachts heimlich in der Stadt aufgehängt. 2.000 Zuschauer waren dann im Audimax! Fünf Mark hat der Eintritt gekostet – Geld, das ja auch erstmal einer zählen muss. Hätten meine Professoren doch bloß auch mal eine Gitarre dabeigehabt, dann wär der Laden bei denen sicher auch voll gewesen.
Wann war klar, dass die Kunst das Studium schlägt?
So etwa als ich sechs Jahre alt war.
Können Sie sich vorstellen, was Sie heute machen würden, wenn Sie sich für das Studium entschieden hätten?
Dann wär ich wohl schon längst in Rente. Das wär auch toll.
Was haben Sie an der Universität fürs Leben gelernt?
Dass es sich sehr wohl irgendwann auszahlt, wenn man nachts lange wach bleibt, in Kneipen rumhängt und Musik macht, damit man dort umsonst trinken kann. Und Skat spielen.
Könnten Sie sich vorstellen, einen Lehrauftrag anzunehmen?
Na klar! Aber nur, wenn ich dann auch wieder den Tarzanruf machen und den Unifanten zum Vorsagen mitbringen darf.
Was wären die drei wichtigsten Weisheiten, die Sie Studierenden mit auf den Weg geben würden?
Ich kann eigentlich allen nur eine Weisheit mitgeben: Hört nie auf Komiker, die euch Tipps fürs Leben geben!
Zur Person
Otto heißt gebürtig Otto Gerhard Waalkes und kam am 22. Juli 1948 in Emden zur Welt. Heute ist er einer der bekanntesten Komiker Deutschlands. Ab 1970 studierte er an der Universität Hamburg und an der Hochschule für bildende Künste Hamburg Kunstpädagogik. Darüber hinaus hat die Universität Otto Waalkes’ Karriere auch auf andere Weise geprägt: 1972 spielte er im größten Hörsaal sein Programm „Otto LIVE im Audimax“. Dieses Konzert wurde aufgenommen und als erste Schallplatte des Komikers veröffentlicht. Es war auch der Beginn seines Labels „Rüssl Räckords“. Otto ist außerdem als Musiker, Synchronsprecher, Schauspieler und Maler erfolgreich. 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Seine Heimatstadt Emden, deren Ehrenbürger Otto ist, würdigte ihn im Mai 2019 mit einer eigenen Ampel.
Mehr Informationen zum Unifanten gibt es im Newsroom-Artikel anlässlich der Präsentation beim Festakt.
Das Interview ist in der aktuellen Ausgabe der 19NEUNZEHN erschienen, die in den Foyers der Uni-Gebäude und dem Unikontor sowie den Mensen und Bibliotheken erhältlich ist.