Vorbildlicher SportsmannRudertrainer Alexander Donner über die Bedeutung von Sport für Diversity
30. Mai 2017, von Anna Priebe
Foto: UHH/Kranz
Beim Hochschulsport Hamburg kommen täglich Menschen zusammen, um gemeinsam ihre Ziele zu erreichen und sich auszupowern. Rudertrainer Alexander Donner ist das beste Beispiel dafür, was Sport bewirken kann.
Ob argentinischer Tango oder Ultimate Football – mehr als 4.000 Studierende der Universität Hamburg nutzen pro Semester die Vielzahl von Angeboten des Hochschulsports. „Der Hochschulsport Hamburg ist offen für alle, egal welchen Geschlechts, welchen Alters oder welcher Religion“, erklärt Christina Rebholz vom Hochschulsport. Dass auch gesundheitliche Beeinträchtigungen niemanden vom Sport abhalten müssen, zeigt Alexander Donner. Der 30-Jährige ist seit einem Badeunfall vor 14 Jahren querschnittsgelähmt. Seit rund sechs Jahren gibt er Ruderkurse für den Hochschulsport.
Welche Bedeutung hatte der Sport nach Ihrem Unfall für Sie?
Der Sport war damals sehr wichtig für mich. Vier, fünf Wochen nach dem Unfall habe ich die Reha anfangen können, und nachdem ich aus dem Bett kam und die Möglichkeit hatte, in die Sporthalle des Unfallkrankenhauses zu kommen, habe ich dort quasi den ganzen Tag verbracht. Ich habe zu den dortigen Sporttherapeuten ein sehr gutes Verhältnis gehabt, und so kam mir auch der Gedanke, Sporttherapeut zu werden.
Sie haben nach dem Abitur an der Universität Hamburg Bewegungswissenschaft studiert. Welche Herausforderungen hat Ihr Handicap mit sich gebracht?
Herausforderungen stellt man sich ja immer selber. Für mich war klar: Ein Bürojob ist nichts für mich, ich muss etwas Praktisches machen, will mit Leuten arbeiten, draußen sein. Und
ein Sportstudium heißt ja nicht, dass man den ganzen Tag Sport treibt und sich die ganze Zeit bewegen muss. Das sind 70 Prozent Theorie und 30 Prozent Praxis. Und diese 30 Prozent habe ich soweit es ging abgedeckt. Klar gab es Einschränkungen und Ausnahmefälle, aber insgesamt war der Rollstuhl kein Ausschlusskriterium.
Wie funktioniert das Rudern nach Ihrem Unfall?
Meine Einschränkungen sind sehr schwerwiegend, da nicht nur der Oberkörper betroffen ist, sondern auch die Arme und die Fingerfunktion eingeschränkt sind. Beim Rudern werde ich mit einem speziellen Sitz im Boot fixiert, mit dem der Oberkörper quasi ausgeschaltet wird. Für die eingeschränkte Finger- und Armfunktion gibt es Manschetten für die Finger, mit denen man die Skulls (Ruder, Anm. d. Red.) an den Händen fixiert.
Wie sind die ersten Reaktionen auf einen Trainer, der im Rollstuhl sitzt?
Ein, zwei Mal war es schon so, dass die Leute, die ich zum ersten Mal als Personal Trainer getroffen habe, überrascht waren, dass ich im Rollstuhl sitze. Auch beim Rudern schauen einige schon zweimal hin und sagen: Auf den ersten Blick dachte ich, wie will der uns Rudern beibringen. Letztendlich sind sie dann aber sehr zufrieden und kommen immer wieder zu mir.
Thematisieren Sie Ihre Behinderung?
Nee, überhaupt nicht. Manchmal fragt jemand, warum ich im Rollstuhl sitze, und dann erzähle ich, was passiert ist. Aber sonst spielt das keine große Rolle.
Wäre eine andere Sportart nicht einfacher?
Jegliche Sportart, die ich sonst betreiben könnte oder wollte, wäre ähnlich schwierig. Und ich komme aus der Ruderszene und werde mich davon auch durch die ganzen Hilfsmittel, die ich benutzen muss, nicht abbringen lassen.