In den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl der Großschiffe mit über 330 Metern Länge im
Hamburger Hafen verdoppelt. Das gesteigerte Aufkommen verlangt die Umstrukturierung der Nautischen Zentrale mit verbesserten Arbeitsprozessen. Hierfür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fachbereichs Informatik gemeinsam mit dem Hamburger Informatik Technologie-Center (HITeC) e. V. und der Hamburg Port Authority (HPA) das Projekt „AHOI“ gestartet.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Nautischen Zentrale, der Verkehrsleitstelle des Hamburger Hafens, sehen sich durch das erhöhte Schiffsaufkommen mit höheren Anforderungen und komplexeren Arbeitsprozessen konfrontiert. Um dafür Lösungen zu finden, ist das Projekt „AHOI – Arbeitsgerechte Neugestaltung der Nautischen Zentrale des Hamburger Hafens und innovative Mensch-Modell-Interaktion“ unter Leitung von Juniorprofessorin Steffi Beckhaus und Professor Horst Oberquelle durchgeführt worden.
Gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg, dem
Hafenkapitän Jörg Pollmann und einer Gruppe von nautischen und technischen Beschäftigten der HPA analysierten sie die Arbeitsabläufe. Unter Berücksichtigung der räumlichen Verhältnisse und der vorhandenen Systeme erarbeiteten sie ein ganzheitliches Konzept.
Übersicht über Schiffsbewegungen
Eine Aufgabe für die Informatikerinnen bestand beispielsweise darin, die vielfältigen Informationen in der Nautischen Zentrale auf den Monitoren übersichtlicher darzustellen, damit die wichtigsten Meldungen umgehend herausgefiltert werden können. Für die Zukunft schlugen sie eine interaktive Informationswand für den Leitstand vor, auf der der ganze Hamburger Hafen und Schiffsbewegungen in großem Maßstab zu sehen sind.
Systemisches und partizipatives Vorgehen
Die Informatikerinnen haben sich den komplexen Kontext Hafen erschlossen. „Das anspruchsvolle Anwendungsfeld war eine große Herausforderung für uns. Wir Wissenschaftler mussten uns zuerst mit der Fachsprache des Hafens vertraut machen und uns das umfangreiche Expertenwissen erarbeiten, damit der Technologietransfer gelingen konnte“, so Projektleiterin Beckhaus. Als Basis der Kommunikation wurden Dutzende von Arbeitsmitteln und ihre räumliche und zeitliche Nutzung in neuartiger Weise analysiert und präsentiert (Artefaktkarte). „Eine solche Analyse während des laufenden Betriebes durchzuführen, erforderte Fingerspitzengefühl und gegenseitiges Vertrauen und Respekt. Beides entwickelte sich schnell“, erklärte die Juniorprofessorin.
Alle Vorschläge wurden in Workshops vor Ort oder im Labor für Interaktive Medien und Virtuelle Realität (im.ve) mit den Fachleuten rückgekoppelt. Dabei wurden Arbeitssituationen sowohl mit papierenen als auch mit digitalen Prototypen wie interaktiven Tischen, Videowänden und iPads durchgespielt.
Wissenschaftliches Know-How nutzbar machen
Die Kooperation zwischen dem Fachbereich Informatik und der HPA entstand über den Alumni-Verein Hamburger Informatik-Forum e. V., in dem HPA-Geschäftsführer Jens Meier als Diplom-Informatiker Mitglied ist. Methoden und Ergebnisse der Informatik wollte er für die Zukunft des Hamburger Hafens nutzbar machen. Hafenkapitän Jörg Pollmann: „Die HPA und die Universität Hamburg haben bei der Entwicklung der Verkehrszentrale des Hamburger Hafens erfolgreich kooperiert. Auf diese Weise kann sich der Hafen den Herausforderungen der Zukunft stellen.“