Studie zur Steigerung des UmweltbewusstseinsWie Unternehmen mit digitalen Hilfen Papierausdrucke stark reduzieren können
31. August 2023, von Newsroom-Redaktion
Foto: pixabay/roma1880
Der Papierverbrauch beim Drucken ist für Unternehmen ein wichtiger Ansatzpunkt, um nachhaltiger zu werden. Doch wie können Mitarbeitende dazu bewegt werden, weniger zu drucken? Das untersucht eine Studie von Prof. Dr. Jan Recker aus der Fakultät für Betriebswirtschaft, die in „Information & Management“ veröffentlicht wurde.
Ansatzpunkt für die Änderung des Druckverhaltens waren digitale Informationssysteme, die Mitarbeitende dazu anregten, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen auf die Umwelt das Drucken eines Dokuments haben kann.
„Wir haben dabei zwei verschiedene Formen gewählt: eine individuelle Ansprache und ein gruppenbasiertes Konzept“, erklärt Prof. Dr. Jan Recker, Professor für Information Systems and Digital Innovation und Nukleusprofessor an der Universität Hamburg. Durchgeführt wurde die Studie mit insgesamt 95 Universitätsmitarbeitenden.
Bis zu 76 Prozent weniger Papierverbrauch
Bei der digitalen Einzelansprache bekamen Mitarbeitende einen wöchentlichen individuellen Report zugeschickt, der sie über die Bilanz ihrer gedruckten Seiten informierte: gefällte Bäume, Treibhausgas-Emissionen und Energieverbrauch. Dazu gab es einen Vergleich mit anderen Teilnehmenden sowie einen zeitlichen Verbrauchsverlauf. Der Gruppenansatz wiederum basierte auf einem Online-Forum, bei dem es neben Befragungen und Diskussionsrunden auch Voting-Möglichkeiten gab. Hier konnten Vorschläge eingebracht, Feedback eingeholt und Netzwerke aufgebaut werden.
In beiden Fällen bewegten die digitalen Mittel die Teilnehmenden dazu, ihre Handlungen zu reflektieren und zu ändern. „Beide Methoden haben das Drucken und den Papierverbrauch erheblich gesenkt: der E-Mail-Report um bis 76 Prozent, der Gruppenansatz ebenfalls um rund 73 Prozent“, so Recker. Eine Kombination der beiden Ansätze brächte allerdings keine weitere nennenswerte Steigerung.
Auch auf andere Büroroutinen anwendbar
„Wir haben uns für das Thema Drucken entschieden, weil es eine einfache Handlung ist, die in den meisten Arbeitsumfeldern stattfindet und über die viele Menschen gar nicht nachdenken”, erklärt Dr. Kenan Degirmenci von der Queensland University of Technology, der die Studie gemeinsam mit Prof. Recker durchgeführt hat. „Menschen müssen aus solchen Routinen rausgerissen werden – und dazu kann man gut Informationssysteme verwenden“, ergänzt Recker. Die Ergebnisse könnten auch auf andere Routinehandlungen im Büroalltag angewendet werden.
Was empfehlen die Experten also den Mitarbeitenden? „Jede und jeder sollte sich immer fragen, ob das Ausdrucken eines Dokuments wirklich notwendig ist“, sagt Recker. Oft gäbe es digitale Alternativen, etwa das Versenden per E-Mail oder das Archivieren auf gemeinsamen Laufwerken. Und wenn das Drucken sich nicht vermeiden lässt, rät Recker: „Es macht durchaus einen Unterschied, ob man in Farbe oder schwarz-weiß druckt. Auch doppelseitiger Druck spart viel Papier.“
Wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit in anderen Bereichen zusammengehen, hat Prof. Dr. Jan Recker in seiner „Vorlesung für alle“ erklärt.
„Vorlesung für alle“ von Prof. Dr. Jan Recker als Video
Originalpublikation
Kenan Degirmenci, Jan Recker (2023): Breaking bad habits: A field experiment about how routinized work practices can be made more eco-efficient through IS for sensemaking, Information & Management, Volume 60, Issue 4. https://doi.org/10.1016/j.im.2023.103778