12. Januar 2023
Achtung, Sperrfrist! Ergebnisse des neuen „Sustainability Transformation Monitors“Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum der Unternehmenssteuerung
Foto: Sustainability Tansformation Monitor
ACHTUNG, SENDESPERRFRIST: 12. Januar 2023, 5 UHR! PRINTSPERRFRIST: FREI FÜR DIE AUSGABE AM 13. Januar 2023!
Knapp die Hälfte der Befragten aus der Realwirtschaft (46 Prozent) gibt an, das Thema Nachhaltigkeit sei in ihrem Unternehmen „voll und ganz“ oder „überwiegend“ verankert. In der Finanzwirtschaft sind es immerhin noch knapp 40 Prozent. Mehr als ein Drittel sagt, das Thema sei „teilweise“ verankert.
Für den Sustainability Transformation Monitor wurden von September bis November 2022 die Antworten von 735 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgewertet, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Davon stammen 268 Personen aus der Realwirtschaft und 467 aus der Finanzwirtschaft in Deutschland. Der Sustainability Transformation Monitor wird künftig im Jahresrhythmus die Veränderungsprozesse in Real- und Finanzwirtschaft analysieren, um Treiber, Erfolgsfaktoren und Hemmnisse zu identifizieren, die auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit relevant sind.
Wie wichtig viele Topmanagerinnen und Topmanager das Thema nehmen, zeigt sich daran, wo die Verantwortung für Nachhaltigkeit in den Unternehmen verankert ist. Knapp 58 Prozent der Befragten in der Realwirtschaft geben an, der Vorstand sei verantwortlich. In der Finanzwirtschaft gilt das für rund 49 Prozent der Firmen. Bei 41 Prozent der Befragten der Realwirtschaft gibt es eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit, in der Finanzbranche sind es immerhin noch 35,5 Prozent. „Der direkte Vergleich zwischen den Sektoren zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit etwas stärker im Bewusstsein der Realwirtschaft verankert ist als in der Finanzwirtschaft. Aber auch hier zeigt der Trend in eine klare Richtung“, sagt Jakob Kunzlmann, Nachhaltigkeitsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Nachhaltigkeit ist bislang zu selten an die Vergütung gekoppelt
Allerdings bleiben vielfach zentrale Hebel noch ungenutzt. In fast drei Viertel der Unternehmen (Realwirtschaft: 72 Prozent, Finanzwirtschaft: 74 Prozent) ist die Vergütung der Mitarbeitenden nicht an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen geknüpft. Weniger als 20 Prozent der Befragten geben an, für das mittlere Management oder die Geschäftsführung existiere eine derartige Kopplung. „Das Erreichen klar formulierter Nachhaltigkeitsziele muss im Gehaltsgefüge deutlich mehr Gewicht bekommen“, sagt Alexander Kraemer, Mitglied des Vorstands der Peer School. „Dieses Potenzial darf als Anreizstruktur nicht ungenutzt bleiben.“
Konkrete Klimaziele hat sich bislang nur rund ein Drittel der Unternehmen der Realwirtschaft und lediglich ein Viertel der Finanzwirtschaft gegeben. Allerdings dürfte diese Zahl nach oben schnellen, denn 43 Prozent der Befragten aus der Realwirtschaft und 33 Prozent aus der Finanzwirtschaft geben an, die Formulierung von Klimazielen sei „in Vorbereitung“. „Diese Antworten zeigen: Der Sustainability Transformation Monitor hilft uns zu verstehen, wo die Wirtschaft beim Umbau hin zu mehr Nachhaltigkeit noch Nachholbedarf hat – insbesondere beim brennenden Thema Klimaschutz“, erklärt Philipp Wesemann, verantwortlicher Projektmanager der Stiftung Mercator. „Die Studie arbeitet heraus, wo die größten Hemmnisse bei der Transformation liegen: bei der Ausstattung mit Ressourcen und der Umsetzungskompetenz in den Unternehmen.“ So nennen 64 Prozent der Vertreterinnen und Vertretern aus der Realwirtschaft mangelnde finanzielle und personelle Ausstattung als relevantes Hemmnis.
Geldgeberinnen und Geldgeber sind stark an Fortschritten in Sachen Nachhaltigkeit interessiert
Bei kapitalmarktorientierten Unternehmen spielt das Thema Nachhaltigkeit eine etwas größere Rolle als bei den übrigen Firmen. 73 Prozent von ihnen sagen, die Geldgeberinnen und Geldgeber seien an der Nachhaltigkeitstransformation ihres Unternehmens interessiert. 56 Prozent geben an, das Thema sei „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ bei der Finanzierung Ihres Unternehmens. Bei den nicht-kapitalmarktorientierten Unternehmen sind es 59 beziehungsweise 45 Prozent. Nachhaltigkeit ist bei Banken und privaten Investoren mit 41 Prozent und 45 Prozent am stärksten verankert, hier hinken Versicherungen (31 Prozent) und die öffentliche Hand (30 Prozent) hinterher. Wirtschaftliche Motive sind in der Finanzwirtschaft wichtigster Grund, um nachhaltige Produkt- und Serviceportfolios anzubieten. Minimierung und Management von Risiken stehen als Argument für ein nachhaltiges Produkt- und Serviceportfolio an zweiter Stelle.
Junge Generation ist wichtigster Treiber der Transformation
Eindeutig fällt die Antwort auf die Frage aus, wer die Treiber der Transformation sind. 72 Prozent der Befragten sehen die junge Generation als den wichtigsten Treiber. Doch stehen die Jugendlichen hier nicht allein da. Denn fast ebenso viele sehen ihre Geschäftsführung als diejenigen, die die Transformation voranbringen. An dritter Stelle werden die Medien genannt (64 Prozent). Nur wenige sehen die Gewerkschaften als Treiber (30 Prozent).
„Die Ergebnisse dieses ersten Sustainability Transformation Monitors stimmen vorsichtig optimistisch – sie zeigen, dass die Wirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit stark in Bewegung ist“, bilanziert Laura Marie Edinger-Schons, Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Nachhaltiges Wirtschaften, und Chief Sustainability Officer an der Universität Hamburg. „Aber sie zeigen auch Handlungsbedarf in Real- und Finanzwirtschaft sowie in der Politik auf. Ein effektives Zusammenwirken der Akteure ist in den nächsten Jahren von zentraler Relevanz.“
Die Ergebnisse der Studie sind auf den Seiten der Bertelsmann Stiftung abrufbar.
Zusatzinformationen:
An der Online-Befragung für den Sustainability Transformation Monitor (STM) haben sich insgesamt 1.416 Personen beteiligt. Anhand von qualitativen Standards ließen sich die Antworten von 268 Teilnehmende der Realwirtschaft und 467 der Finanzwirtschaft auswerten. Die Mehrheit der Befragten in der finalen Stichprobe ist männlich (57 Prozent), im Durchschnitt 46 Jahre alt und bezieht ein Einkommen zwischen 60.000 und 80.000 Euro pro Jahr. Das Ziel des Sustainability Transformation Monitors ist es, die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft evidenzbasiert zu begleiten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem effektiven Zusammenwirken von Real- und Finanzwirtschaft in der Transformation. Der Monitor soll künftig jährlich neu aufgelegt werden.
Über die Universität Hamburg: Der Forschung – Der Lehre – Der Bildung
Die 1919 gegründete Universität Hamburg ist eine der forschungsstärksten Universitäten Deutschlands. Mit ihrem Erfolg bei der „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“ zur Förderung der universitären Spitzenforschung in Deutschland ist sie seit 2019 Exzellenzuniversität. Mehr als 43.000 Studierende sind in den rund 180 Studiengängen eingeschrieben. Nachhaltigkeit spielt dabei in allen universitären Bereichen von Forschung und Transfer über die Lehre bis zur Administration eine maßgebliche Rolle. Koordiniert werden die Maßnahmen und Tätigkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit seit Dezember 2022 durch das Sustainability Office unter Leitung der Chief Sustainability Officer, Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons. Weitere Informationen: www.uni-hamburg.de
Über die Bertelsmann Stiftung: Menschen bewegen. Zukunft gestalten.
Die Bertelsmann Stiftung setzt sich dafür ein, dass alle an der Gesellschaft teilhaben können – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Unsere Programme: Bildung und Next Generation, Demokratie und Zusammenhalt, Digitalisierung und Gemeinwohl, Europas Zukunft, Gesundheit, Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft. Dabei stellen wir die Menschen in den Mittelpunkt. Denn die Menschen sind es, die die Welt bewegen, verändern und besser machen können. Dafür erschließen wir Wissen, vermitteln Kompetenzen und erarbeiten Lösungen. Die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet. Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de
Über die Stiftung Mercator:
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Sie strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Um diese Ziele zu erreichen, fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einer diverser werdenden Gesellschaft verbessern. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa will die Stiftung Mercator durch ihre Arbeit stärken, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Demokratie und Gesellschaft thematisieren und den Klimaschutz vorantreiben. Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Stiftungssitz, fühlt sie sich besonders verbunden. Weitere Informationen: www.stiftung-mercator.de; www.aufruhr-magazin.de – Das Magazin der Stiftung Mercator.
Über die Peer School for Sustainable Development e. V.:
Wir verstehen die Peer School for Sustainable Development als disruptiven Lernraum. Wir bieten Fachverantwortlichen für Nachhaltigkeit aus Unternehmen, Stiftungen und Wissenschaft, sowie dem Nachwuchs im Nachhaltigkeitsbereich die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen und spezifisches Fachwissen sowie Erfahrungen untereinander zu teilen. Unsere über 100 Mitglieder bzw. Scholars verstehen sich als Lehrende und Lernende und bringen eigene Impulse ein. Unsere Vision wollen wir durch regelmäßigen, persönlichen Austausch, die gegenseitige Vermittlung von Wissen und die gemeinsame Weiterentwicklung des Fachthemas erreichen. Weitere Informationen: www.peerschool.de