Abschluss und dann? UHH-Alumni und ihre Wege in den Beruf
9. Februar 2023, von Anna Priebe
Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid Mentz; Studioline; UHH/Esfandiari; Studioline
Jährlich machen Tausende Studierende hier ihren Abschluss. Hinzu kommen hunderte Promotionen. Die folgenden beruflichen Wege sind bunt und vielfältig. In dieser Reihe erzählen Alumni aus verschiedenen Fakultäten, was sie von der Uni Hamburg mitgenommen haben und wozu sie Studierenden raten. Den Anfang machen vier Alumni der Fakultät für Betriebswirtschaft.
BWL-Alumni
Dr. Karla Brinck
- An der Uni: Promotionsstudentin von 2016 bis 2019
- Heute: Head of People and Organizational Development bei Mazars, einem internationalen Unternehmen für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Beratung
Sowohl meine Promotion als auch meine berufliche Tätigkeit haben den Schwerpunkt „Human Ressource“ (HR), also Belange rund um die Personalfragen eines Unternehmens. Dadurch gibt es inhaltlich sehr große Überschneidungen und ich greife im Arbeitsalltag oft auf die fachliche Expertise aus meiner akademischen Ausbildung zurück. Dennoch war es erst einmal auch eine Umstellung – vor allem in Bezug auf die Arbeitsweise. Während der Promotion habe ich viele Stunden konzertiert und fokussiert an einem Thema gearbeitet. In meiner beruflichen Tätigkeit dagegen springe ich schnell zwischen Themen, bin direkt wieder fokussiert – aber für kürzere Zeitabschnitte.
Dass ich mich nach der Promotion mit HR-Themen beschäftigen würde, war mir klar, aber nicht, in welcher Branche und Rolle. Ich habe mich dann bei verschiedenen Unternehmen beworben und dabei auch von meinen Erfahrungen aus dem Studium profitiert: Während der Studienzeit ist es sehr leicht, in viele unterschiedliche Bereiche zu schauen. So lernt man ganz verschiedene Disziplinen kennen. Daher kann ich nur empfehlen: Macht Praktika, arbeitet als Werkstudierende in Unternehmen und/oder als wissenschaftliche Hilfskräfte an Lehrstühlen. Das ist eine große Chance, um herauszufinden, was man später wirklich machen möchte.
Prof. Dr. Jochen Hartmann
- An der Uni: Promotionsstudent (Professur „Marketing & Customer Insight“, 2017–2020) und Postdoc (Professur „Marketing & Branding“, 2020–2021)
- Heute: Professor für Digitales Marketing der Technischen Universität München
Dass mein Herz für die Wissenschaft schlägt, habe ich schon früh im Studium gemerkt. Nach zwei Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey bin ich an der Uni Hamburg gestartet. Hier konnte ich alle Facetten des Wissenschaftsbetriebs kennenlernen und habe enorm von den verschiedenen Nachwuchsförderprogrammen und Angeboten profitiert. Zum Beispiel hatte ich mehrfach die Möglichkeit, für Forschungsaufenthalte an die Columbia Business School oder nach St. Gallen zu gehen.
Auf der persönlichen Ebene haben mich verschiedene Mentoren unterstützt, unter anderem mein Doktorvater Prof. Dr. Mark Heitmann, Prof. Dr. Henrik Sattler oder Prof. Dr. Oded Netzer. Sie haben mich auch beraten, als es um wichtige Entscheidungen bezüglich meiner wissenschaftlichen Karriere ging: Ich erhielt zum Beispiel während meiner Tätigkeit als Postdoc an der Uni Hamburg das Angebot, als Assistant Professor an die Universität Groningen zu wechseln. Da ich mich in Hamburg sehr wohl gefühlt habe, fiel mir der Abschied schwer. Schlussendlich habe ich mich für den Wechsel entschieden und ihn nicht bereut. Die Laufbahn in der Wissenschaft erfordert eine große Flexibilität, der man sich bewusst sein muss. Gleichzeitig bietet Sie einem viel Gestaltungsfreiheit. Studierenden, die über diesen Berufsweg nachdenken, kann ich nur raten: Erkundet, wofür ihr brennt, sucht den internationalen und interdisziplinären Austausch und fokussiert euch auf Themen, die einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten können.
Anastasia Lebedeva
- An der Uni: Master of Business Administration mit Schwerpunkt Logistik und Supply Chain Management (2016–2018)
- Heute: Managerin im Bereich „Data-Driven Supply Chain Management“ bei der Managementberatung Capgemini Invent
Mir war durch verschiedene Praktika, die ich unter anderem in der Beratung und im Bereich Supply Chain Management absolviert habe, schnell klar, dass mich diese Themen am meisten interessieren. Darum habe ich im Masterstudium diesen Schwerpunkt gewählt und habe mich gezielt bei entsprechenden Unternehmen beworben. Allerdings sind die Feinheiten des Vorstellungsprozesses nicht unbedingt Teil des Studiums. Daher habe ich zusätzlich Workshops und Veranstaltungen beim Career Center der Uni Hamburg besucht und mich mit Alumni meines Studiengangs ausgetauscht, die den Berufseinstieg schon hinter sich hatten und mir wertvolle Tipps geben konnten.
Doch auch das Fachwissen aus meinem Studium kann ich in verschiedenen Projekten in meinem Job umsetzen und weiter vertiefen, zum Beispiel bei der Aufbereitung und Analyse der Daten oder bei der Lösung unterschiedlicher Supply Chain Use Cases. Aber ich bilde mich auch regelmäßig weiter und bleibe neugierig auf neues Wissen. Nie aufzuhören zu lernen und keine Angst vor neuen Herausforderungen zu haben, sind zwei der wichtigsten Dinge, die ich aus meinem Masterstudium mitgenommen habe. Studierenden würde ich neben verschiedenen Praktika vor allem eins raten: Genießt eure Studienzeit und habt Spaß!
Dr. Lukas Kwietniewski
- An der Uni: Bachelor Sozialökonomie, Schwerpunkt BWL (2007–2010), Master Betriebswirtschaftslehre (2010–2012), Promotion im Team der Professur für Management im Gesundheitswesen (2012–2016)
- Heute: Director of Healthcare Analysis bei der Statista GmbH
Ursprünglich habe ich Jura studiert, das Studium aber nach drei Semestern abgebrochen. Das vermeintliche Scheitern hat mich angespornt, mich stärker auf meine Interessen zu besinnen: Ich hatte in den folgenden Studiengängen immer großen Spaß daran, mit Daten zu arbeiten und daraus Lösungen für die Praxis abzuleiten. Das Masterstudium und die Arbeit als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Schreyögg haben zudem mein Interesse für wissenschaftliches Arbeiten geweckt.
Einige der wichtigsten Fähigkeiten, die ich im Studium gelernt habe, sind sicherlich, mich selbst zu organisieren, meine Zeit zu strukturieren und Prioritäten zu setzen – und ich kann Studierenden nur raten, sich möglichst früh entsprechende Techniken anzueignen, zum Beispiel Wochenpläne für Klausurvorbereitungen. Diese Fähigkeiten haben mir insbesondere in den ersten Jahren als Berufsanfänger geholfen und tun es jetzt noch, auch als sich im Zeitverlauf der Fokus meiner Tätigkeit mittlerweile Richtung Management und Strategie verändert hat. Der fachliche Background aus dem Studium und der Promotion ist ebenfalls weiterhin eine wichtige Grundlage. Inhaltlich war die Kombination aus der thematischen Vertiefung „Management im Gesundheitswesen“ im Master sowie meine Affinität für die Arbeit mit Datensätzen eine hilfreiche Leitplanke für meinen Berufsweg. Studierenden sollten aber immer auch verschiedene Dinge ausprobieren. Kaum jemand kann den eigenen Zukunftsweg genau planen oder vorhersagen.