DFG-Forschungsgruppe 5138 „Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit“
Mit neuartigem Ansatz erkundet die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsgruppe 5138 Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit intermediale Darstellungs- und Verbreitungsformen religiöser Inhalte, Praktiken und Intentionen im 16. bis frühen 18. Jahrhundert. Vorgesehen hierfür ist eine breit angelegte Kooperation unter Beteiligung der germanistischen, anglistischen und romanistischen Literaturwissenschaft, der historischen Musikwissenschaft, der Kunstgeschichte, der Geschichtswissenschaft, der Äthiopistik sowie der evangelischen und katholischen Theologie. Somit bildet die Forschungsgruppe (fortan: FOR) erstmals einen die einschlägigen Disziplinen integrierenden Forschungsverbund, der sich in angemessener fächerübergreifender Weise mit Phänomenen frühneuzeitlicher Intermedialität und ihren geistlichen Ausdrucksformen befasst.
In sechs Teilprojekten, die interdisziplinär zugeschnitten sind und sowohl inhaltlich als auch operativ eng aufeinander bezogen sind, werden von Intermedialität geprägte geistliche Artefakte untersucht, in denen durch die Zusammenführung und Interaktion der beteiligten Medien semantisch-ästhetische und frömmigkeitlich-affektive Mehrwerte generiert werden. In den Blick genommen werden hierbei Artefakte und Phänomene aus den Bereichen der geistlichen Vokalmusik, Bild-Text-Kombinationen unter Einschluß der ars emblematica, der auf äußere und innerliche Bildlichkeit ausgerichteten Meditationstheorie und -praxis, der geistlichen Dramatik sowie des Prozessionswesenst.
Angeknüpft werden kann hierbei an bereits vorhandene Konzepte von Inter- und Transmedialität, die freilich mit Blick auf die Frühe Neuzeit und die Physiognomie spezifisch geistlich-medialer Konstellationen grundlegend zu transformieren und zu differenzieren sind. Nur so wird sichergestellt, dass die heterogenen Ausprägungen von geistlicher Intermedialität in der Frühen Neuzeit medienhistorisch, hermeneutisch, philologisch und theologisch angemessen erforscht und beschrieben werden können. Auf diese Weise wird in allen Teilprojekten 1. der Tatsache Rechnung getragen, dass religiöse Praxis (auch in der Frühen Neuzeit) stets Medienpraxis war, und 2. sachgerecht in den Blick genommen, dass Schaffung und Nutzung intermedialer geistlicher Artefakte auf der horizontalen Ebene stets im Kontext der Medialität des Heils in der irdisch-himmlischen, nicht zuletzt christologisch-soteriologischen Vertikalen zu analysieren sind.
Die FOR umfasst sechs von interdisziplinären Teams geleitete Teilprojekte und ein Koordinations-Teilprojekt. Neben den 13 Teilprojektleiter/innen sind 12 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen an der FOR beteiligt. Zudem wird die Arbeit der FOR durch internationale Gastwissenschaftler/innen (Mercator-Fellows) unterstützt und bereichert. Die FOR ist Teil des im Stellenentwicklungsplan der Universität Hamburg verankerten universitären Potenzialbereichs Die Frühe Neuzeit / The Early Modern World, in dem zwei weitere DFG-Verbundprojekte sowie zahlreiche Einzelvorhaben angesiedelt sind.