Medizin der ZukunftForschende stellen Bildgebungsverfahren zur Bekämpfung chronischer Krankheiten vor
27. März 2023, von Newsroom-Redaktion
Foto: UHH/Kaminski
Zur Behandlung vieler Krankheiten ist das genaue Verständnis von Immunzellen unabdingbar. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Florian Grüner von der Uni Hamburg hat eine neuartige röntgenbasierte Bildgebungsmethode so weiterentwickelt, dass diese Zellen unmittelbar untersucht werden können. Am 27. März wurden die Ergebnisse aus der Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in der Science Hamburg Bahrenfeld vorgestellt.
Mit der entwickelten Messmethode können erstmals Daten erhoben werden, die bisher für die Diagnostik nicht zugänglich waren. Mithilfe von Röntgenquellen kann nun unter anderem die Verteilung von Immunzellen bei Immunantworten untersucht werden und damit auch zur Ursachenklärung von chronisch entzündlichen Krankheiten beitragen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse könnten die Entwicklung von neuen Therapien sowie die Optimierung bekannter Behandlungsmethoden deutlich erleichtern – insbesondere auch für die Krebsbekämpfung.
Vielversprechend ist der Einsatz des neuen Bildgebungsverfahrens zudem bei der Nachverfolgung von Nanopartikeln, die bei der COVID-Impfung zum Einsatz kamen, aber auch für die Krebstherapie äußerst relevant sind. Deshalb werden unter anderem Patentverfahren angestrebt. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Methode kann bisher nur an großen Teilchenbeschleuniger-Anlagen – wie etwa dem Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg – eingesetzt werden. Mit der innovativen Entwicklung eines neuartigen Laborsystems soll das Verfahren in Zukunft mit relativ wenig Aufwand eingesetzt werden, wodurch sie sich insbesondere auch für eine Anwendung im globalen Süden eignet. Hierfür wird derzeit eine Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie aufgebaut.
Innovative Idee direkt testen
In dem Forschungsprojekt arbeitete das Team von Prof. Dr. Florian Grüner, Professor für Beschleunigerphysik am Fachbereich Physik der Uni Hamburg, eng mit Kolleginnen und Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zusammen. Der maßgebliche Ansatz, bei der Grundlagenforschung direkt den Transfer in die Gesellschaft mitzudenken, wurde im Rahmen des Programms „Calls for Transfer“ der Hamburger Wissenschaftsbehörde mit 30.000 Euro unterstützt.
Für Prof. Grüner war es bereits die zweite Förderung in diesem Kontext. Der Physiker erklärt: „Innovation basiert sehr stark darauf, einfach mal ganz neue Ideen testen zu können. Aber normalerweise braucht man für Forschungsanträge immer schon Vorarbeiten, auf die man verweisen kann. Wenn man aber eine völlig neue, potenziell innovative Idee hat, die man testen möchte, ist das schwierig. Die ‚Calls for Transfer‘-Förderung hat nun genau dies ermöglicht.“ Nun könne man aus den ersten erfolgreichen Tests direkt aufbauen.
Unterstützung beim Weg in die praktische Anwendung
Das Förderprogramm „Calls for Transfer“, das von der Wissenschaftsbehörde finanziert wird und in Trägerschaft der Technischen Universität Hamburg läuft, stärkt seit 2018 nachhaltig transferrelevante Ideen sowie wirtschaftswirksame Konzepte aus der Forschung. Mithilfe dieses Formats werden innovative Projekte aller staatlichen Hamburger Hochschulen unterstützt und weiterentwickelt, um kreativen Lösungen aus allen wissenschaftlichen Disziplinen einen direkten Weg in die praktische Anwendung zu ebnen. Bisher starteten 118 Projekte, die mit jeweils bis zu 30.000 Euro gestartet und weiterentwickelt wurden.
„Calls for Transfer“ – neue Bewerbungsrunde startet am 1. April
„Calls for Transfer“ erreicht dieses Jahr das Ende der Pilotphase und ruft deshalb zur Umsetzung von Innovationen im Sprintverfahren (PDF) auf: Vom 1. bis zum 30. April 2023 können sich Forschende aus allen Hamburger Hochschulen bewerben, um innerhalb von sechs Monaten innovative Vorhaben auszuloten und umzusetzen. Zehn der eingereichten Projekte werden im neunten Call die Chance erhalten, mithilfe von 30.000 Euro neuartige Ideen, Erfindungen und Konzepte in Rekordzeit an das gemeinsame Ziel einer ersten praktischen Anwendung zu bringen.