Teilprojekt 2: Liebesdarstellungen der Frühen Neuzeit im Horizont barocker Theoriebildung zur Sinnbildkunst
Das Projekt wird erstmals Darstellungen der geistlichen Liebe erforschen und sie in den Kontext spezifisch frühneuzeitlicher Theoriebildung zur geistlichen Intermedialität stellen. Ausgehend von den Figurationen des Cupido und des Herzens als in der Frühen Neuzeit omnipräsenter Symbolträger des amor spiritualis soll das große Feld der intermedialen Darstellungen geistlicher Liebe in v. a. emblematischen Darstellungen ausgeleuchtet werden.
Anhand zentraler Sinnbilder und ihrer Kombinationen in den symmedialen Präsentationsweisen einschlägiger Emblembücher (Alciato, van Veen u. a.) sind Genese, Faktur und Wirkmacht barocker Liebesdarstellungen zu erforschen und im Horizont zeitgenössischer Theoriebildungen zur geistlichen Intermedialität (hier zentral Jakob Masens Speculum imaginum veritatis occultae) zu interpretieren.Erforscht wird, wie intermediale Ästhetik die Cupido-Figur konturiert, sie verrätselt und facettenreich gestaltet, sie z. B. zwischen erkennendem Eros, menschlichem Affekt und prononciert geistlicher Liebe changieren lässt, so dass das komplexe Verhältnis zwischen antiker Tradition und ‚interpretatio Christiana‘ herausgearbeitet wird.
Analog dazu soll das Herz als Verkörperung der göttlichen Liebe wie des inneren Menschen in seinen Darstellungen zwischen somatischem Organ und ‚entkörperlichtem‘ Symbolträger geistlicher Liebe analysiert werden. Zur Deutung dieser Komplexe ist ein Rekurs auf zeitgenössische Theoriebildung zur Intermedialität unumgänglich, wofür Masen um die Mitte des 17. Jh.s zentral steht: Es wird zu zeigen sein, wie er dem Gebrauch von Sinnbildern, prominent der Darstellung geistlicher Liebe (caritas und amor divinus) explizit ethisch-aszetische, mystagogische Relevanz zuschreibt.
Die interdisziplinäre Kooperation von Germanistik und Kunstgeschichte wird aufzeigen, dass und wie diese Korrelation intermedialer Text-Bildlichkeit des Cupido sowie des Herzens einen ‚Kreuzungspunkt‘ von horizontaler und vertikaler geistlicher Intermedialität bildet. Erstmals werden dazu die Strategien intermedialer Christianisierung der Cupido-Figur und der vielgestaltigen Herz-Motivik gemeinsam in den Blick genommen, um herauszuarbeiten, wie frühneuzeitliche Praxis und Theoriebildung geistlicher Intermedialität einander wechselseitig erhellen.
Diese Zielrichtung wird eine intensive, Methodik und Perspektiven schärfende Kooperation mit anderen TP der FOR einschließen (v. a. mit TP 1, 3 und 4). Neben gemeinsamen Workshops werden die Ergebnisse des TP Eingang finden in zwei Monographien mit den Arbeitstiteln Intermediale Verwandlungen des Liebesgottes Cupido in der Frühen Neuzeit‚ und Barocke Intermedialität im Spannungsfeld von Argutia-Theorie und geistlich-emblematischer Praxis, in eine kunsthistorische Dissertation sowie eine Studie über Adaptationen der Herz-Emblematik in der Frühen Neuzeit.